Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
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Gerhild Krebs

Arbeiter- und Beamtensiedlung Göttelborn

Fichtenstraße, Grubenstraße und Werksstraße, Quierschied

Während die Göttelborner Bergmannssiedlung von 1904–1913 seit der Privatisierung der kleinen Häuser (Verkauf 1970–1973) durch Umbauten ohne Rücksicht auf die historische Bausubstanz weitgehend zerstört wurde, besteht die ehemals für Grubenbeamte errichtete, denkmalgeschützte Siedlung wenig verändert weiter und gibt den Eindruck ihrer Entstehungszeit zwischen 1888 und 1921 – parallel zum Ausbau der 1886/1887 gegründeten Grube Göttelborn – gut wieder. Die Beamtensiedlung liegt in Sichtweite der Grube. Sie besteht aus freigestellten, baulich variierten Doppelhäusern, die jeweils mit Garten und zwecks Nutztierhaltung mit einem kleinen Wirtschaftsgebäude im Hof versehen sind. Zwischen 1888 und 1912 entstanden 23 anderthalbstöckige Doppelhäuser. Die zunächst einfachen Fassaden und Satteldächer der Mietshäuser wurden später zu Mansardendächern und Fassaden mit Mittelrisaliten abgewandelt und wirken dadurch großzügiger. Zur Siedlung gehörte auch ein eigenes Schulgebäude (Grubenstraße 21), ein Inspektionsgebäude von 1890 (Grubenstraße 18) und eine Inspektorenvilla unmittelbar am Werksgelände (Ecke Gruben- und Werksstraße). Die Doppelhäuser, die nach 1919 bis 1921 in der Fichtenstraße (Nummer 1/3–17/19 und 2/4–18/20) errichtet wurden, unterscheiden sich deutlich von den unter preußischer Herrschaft gebauten Häusern. Zwei französisch geprägte Haustypen mit symmetrischem bzw. asymmetrischem Grundriß, angedeuteten Runderkern und Krüppelwalm- oder Satteldächern sind erkennbar. Insofern spiegelt die Beamtensiedlung Göttelborn einerseits die Siedlungskontinuität zwischen preußischem und französischem Bergfiskus, andererseits aber den Bruch des französischen Bergfiskus mit den architektonischen Merkmalen der vorherigen Siedlung aus preußischer Zeit.

Quellen und weiterführende Literatur

Schmitt, Armin, Denkmäler saarländischer Industriekultur. Wegweiser zur Industriestraße Saar-Lor-Lux, 2. Auflage, Saarbrücken 1995, S. 139–141.

Stadtverband Saarbrücken (Hg.), Werkswohnungen des Preußischen Bergfiskus und der Mines Domaniales Françaises. Eine Dokumentation zum Werkswohnungsbau der preußischen und französischen Grubenverwaltung zwischen 1815 und 1935 im Stadtverband Saarbrücken, Saarbrücken 1985, S. 26–31.

Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 122–123.

 

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Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.