Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
    Druckversion (PDF)    
   

Anne Hahn

Vauban-Insel, Saarlouis

Reste der alten Festung des 17. Jahrhunderts im Stadtgarten, Zugang Holtzendorffer Straße, Saarlouis

Auf dem Hornwerk nahe der Schleusenbrücke, die Saarlouis mit dem Bahnhof verbindet, wurde mit der Errichtung der Stadt auch ein Militärhospital erbaut. Im Jahre 1927 richtete die Caritas dort das Gertrudenstift ein, das 1957 abgerissen werden mußte, um den Neubau des Gymnasiums zu ermöglichen. Sichtbar sind noch die Grundmauern des Hornwerks. Die sogenannte Vauban-Insel und der Halbe Mond wurden 1698 als Contregarde de l’écluse zum Schutz des wichtigsten Teils der Überschwemmungsfestung – der Schleusenbrücke – erbaut. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete anläßlich seines Besuches in Saarlouis 1821 an, diesen Schutzteil nach dem Erbauer der Festung in Contregarde Vauban umzubenennen. Er bewies damit die Hochachtung, die die preußische Regierung für die Leistung des französischen Baumeisters hegte. 1946 wurde hier während der Französischen Festtage an der Saar die Statue von Maréchal Ney durch die französische Militärregierung errichtet, um die Saarlouiser Bevölkerung an ihre französische Herkunft zu erinnern und ein enges Band zu den Bewohnern zu knüpfen. Die Bezugnahme auf Michel Ney sollte der Öffentlichkeit andererseits das legitime Interesse Frankreichs an der Saar vor Augen führen. Ankündigungsplakate zeigten die Marianne, die säend über eine zerstörte Stadt schritt. Auch ein Begleitheft zu den Feierlichkeiten wurde veröffentlicht, das die enge Bindung der Gegend an das französische Heimatland schilderte. Während der Feiertage selbst wurden unter allen Teilnehmern Brötchen, Wurst, Bier, Zigaretten und Wein verteilt. Zu der Kundgebung sollen 180000 Besucher gekommen sein. Die Statue von Ney stammt von einem bekannten Bildhauer, Jean Lambert-Rucki, der vor allem sakrale Kunst – wie in Matzenheim (Elsaß) – schuf. Ein aus seinem Atelier stammendes Bronzekreuz ist heute noch im Städtischen Museum zu bewundern. Edouard Menkès, ein Freund Lambert-Ruckis, hatte ihm als Standort die Vauban-Insel vorgeschlagen, weil im Zuge der umfassenden Umstrukturierungen in der Stadt kein anderer geeigneter Platz zu finden sei. Der Künstler empfand diese Stelle als prädestiniert, da die Statue für den Passanten der Saarbrücke als Symbol der Geschichte der Stadt Saarlouis weithin sichtbar sein sollte. Im Unterschied zu den Plastiken in Paris und Metz sollte der Marschall nicht als Kämpfer, sondern als standfester Patriot dargestellt werden. Die Statue mißt 4,5 m und ist vollständig aus Beton modelliert. Sie zeigt Michel Ney in seinem Feldherrenmantel, die rechte Hand am Säbel, von den Festungswerken her von Frankreich auf „seine“ Stadt zukommend. Im Jahre 1973 folgte die Statue des „vergessenen Soldaten“ Lacroix; er hatte der Sage zufolge Wache auf dem Halben Mond gehalten, während seine Armee sich schon zurückzog, und wurde erst beim Einmarsch der preußischen Soldaten entdeckt, verpflegt und zu seiner Einheit zurückgeschickt.

Quellen und weiterführende Literatur

Bonnaire, Heiner, 300 Jahre Gymnasium am Stadtgarten Saarlouis, Saarlouis 1991.

Fontaine, Lothar/Loew, Benedikt/Pohl, Erich, Saarlouis wie es früher war, Gudensberg-Gleichen 1999.

Haine-Maas, Rosemarie, Saarlouis einst und heute. Ein Streifzug durch Saarlouis und seine Geschichte, Saarlouis 1992.

Kretschmer, Rudolf, Die Geschichte der Kreisstadt Saarlouis, Saarlouis 1982.

 

>> zurück zum Seitenanfang

   
   
   
Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.