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Gerhild Krebs

Universität des Saarlandes

Verwaltung, Fakultäten 1 und 3–9 sowie Universitäts- und Landesbibliothek, Stuhlsatzenhausweg, Saarbrücken; Fakultät 2 und Universitäts- und Landeskliniken, Kirrberger Straße, Homburg

Baugeschichte

Die Universität des Saarlandes wurde in ihrer Anfangszeit in zwei Gebäudekomplexen aus bayerischer Zeit bzw. nationalsozialistischer Zeit in Homburg und Saarbrücken untergebracht, die bis heute den architektonischen Kern der beiden Standorte bilden.

Medizinische Fortbildungskurse der frühen Nachkriegsjahre, die Keimzelle der späteren Universität, fanden in Homburg in den Gebäuden der früheren königlich bayerischen „Pfälzischen Heil- und Pflege-Anstalt“ für psychisch Erkrankte statt, wo bis heute die medizinische Fakultät sowie die Universitäts- und Landeskliniken (Gebäudekomplex an der Kirrberger Straße) angesiedelt sind.

Die Gebäude 2, 11, 12, 17 und 24 stehen unter Denkmalschutz. Sie wurden als Krankenhausbauten der Pfälzischen Heil- und Pflegeanstalt in den Jahren 1904–1909 nach Entwürfen von Bauamtmann Heinrich Ullmann im Pavillonsystem errichtet, entsprechend dem damals neuesten Forschungsstand der Psychiatrie. Die 24 Bauten des als geschlossenes Ensemble und autarke Trabantenstadt gedachten Homburger Krankenhauses wurden teils im historisierenden, teils im Jugendstil errichtet. Sie blieben trotz der Zeitläufte bis 1945 relativ intakt. Erst seit 1947 wurde die Anlage nach der Gründung der Medizinischen Fakultät durch mehrere Abrisse und eingreifende Umbauten den immer neuen Ansprüchen eines Großklinikums und medizinischen Forschungszentrums angepaßt. Der ursprüngliche Zustand ist daher heute mit bloßem Auge kaum noch erkennbar und kann lediglich im Nordteil der Anlage ungefähr nachvollzogen werden.

Den Kern der Universität am Hauptstandort Saarbrücken bilden unter deren heute rund 70 Bauten die Gebäude 1.1, 2 (mit Torbau am Haupteingang), 4, 5, 6, 7, 13, 14.1 und 15. Sie gehörten ursprünglich zur Below-Kaserne, die 1937–1938 gebaut und nach dem gleichnamigen preußischen General benannt worden war. Die einheitlich gestalteten Kasernenbauten sind paarweise bzw. zu dreien gestaffelt und symmetrisch auf die Hauptzufahrt zum heutigen Campus bezogen. Das Gebäudeensemble mit seinen schlichten Zweckbauten gibt gerade nicht den typischen Eindruck der nationalsozialistischen Architektur wieder, sondern wirkt zivil und nüchtern. Dies gilt insbesondere im Vergleich mit den zeitgleich entstandenen Kasernen in St. Wendel und deren martialischem Figurenschmuck. Durch die neue Nutzung der Below-Kaserne für Lehr- und Forschungszwecke ergaben sich im Lauf der Zeit kleinere bauliche Veränderungen (Fenster, Gauben, innere Raumaufteilung), doch entsprechen die Kasernenbauten weitgehend dem alten Zustand. Der Denkmalschutz dieser Gebäude bezieht sich auf ihre historische Bedeutung als Universitätsgebäude seit deren Gründung: „Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, daß aus einem militärischen Campus ein Universitäts-Campus, aus der Exerzieranstalt für saarländische Soldaten die Hohe Schule der saarländischen Studenten wurde. In Anbetracht der Probleme, die bei der Umnutzung von Gebäuden auftreten, kann dieses Beispiel letztlich als gelungen bezeichnet werden“ (Denkmalliste des Saarlandes, S. 305).

Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek (SULB), ebenfalls auf dem Gelände des Hauptcampus in Saarbrücken, steht zusätzlich als einzelnes Gebäude unter Denkmalschutz. Sie wurde 1952–1954 als erster Neubau der Universität nach einem Entwurf von Richard Döcker (Stuttgart) erbaut. Der teils ein-, teils zweigeschossige flachgedeckte Bau wird von einem elfgeschossigen Bücherturm mit Rasterfassaden geprägt. Zur Zeit wird die Bibliothek erweiternd umgebaut. Die seit langem dringenden Planungen wurden seit September 1991 durch den neuen Direktor der Bibliothek, Prof. Dr. Bernd Hagenau, intensiviert. Die Magazinfläche hatte nur noch wenig freie Kapazitäten und das Raumangebot für die hohen Benutzerzahlen war unzureichend. 1997 wurde ein Wettbewerb „Erweiterungsbau der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek“ ausgeschrieben, zu dem 46 Vorschläge eingereicht wurden. Im Sommer 1997 beauftragte man den Träger des 1. Preises, das Architekturbüro Prof. Bernhard Focht, mit der Planung des Erweiterungsbaus. Fochts Entwurf ändert behutsam die bestehende Bausubstanz unter Beibehaltung des Konzeptes von Richard Döcker. Erste Maßnahme im ersten Abschnitt des Projektes (Gesamtumfang 38 Millionen Mark) war der Bau eines dreigeschossigen Tiefenmagazins unter der Wiese hinter dem jetzigen Lesesaal. Danach wurde der Magazinturm erneuert und umgestaltet. Er beherbergt nun die Büroräume der Mitarbeiter. Dadurch kann der jetzige Lesesaal erweitert und ein zusätzlicher regionaler Lesesaal eingerichtet werden. Letzterer wird unter anderem den Bestand des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsaß enthalten, das bisher im Anbau von Gebäude 31 untergebracht ist.

Kaserne und Zwangsarbeiterlager

In der 1937–1938 errichteten Below-Kaserne war zunächst das 125. Infanterieregiment stationiert. Seine Aufmärsche fanden im nahen Dudweiler statt, das bis 1935 zusammen mit dem benachbarten Sulzbach ein Zentrum des politischen Kampfes gegen die Rückgliederung des Saarlandes an Hitlerdeutschland gewesen war. In den letzten Kriegsjahren waren Zwangsarbeiter in den Kasernen untergebracht. Als der Krieg am 21. März 1945 im Saarland zu Ende ging, war ihre Gefangenschaft beendet, aber nicht ihre Internierung: Die Zivilbevölkerung bat die US-Truppen um Schutz gegen die Zwangsarbeiter, da man fürchtete, diese jahrelang drangsalierten Menschen würden sich bitter rächen. Tatsächlich kam es vereinzelt zu tätlichen Übergriffen, Überfällen und Morden, doch hatten diese Racheakte nicht annähernd das befürchtete Ausmaß. Um auch dies zu unterbinden, einigten sich die US-Truppen mit Abordnungen der rund 7500 befreiten Deportierten, die über den Landkreis Saarbrücken verstreut waren, auf eine Unterbringung in drei großen bewachten Lagern, zu denen die Below-Kaserne gehörte. Die Bewachung der Besatzer wurde noch verstärkt, als das Gerücht umging, in der Kaserne herrsche Seuchengefahr. Den hier zusammengefaßten Zwangsarbeitern war zeitweise jeder Ausgang in die Stadt verboten. Sie wurden teilweise noch 1945 von den Alliierten in ihre Heimatländer transportiert.

Entstehung der Universität: Saarpolitische Konzepte (1945–1947)

Am 10. Juli 1945 übernahmen französische Truppen die Besatzung des Saarlandes. Zuerst sah die Politik der Militärregierung eine „pénétration culturelle“ (kulturelle Durchdringung) vor, um die Bildungselite des Saarlandes allmählich geistig nach Frankreich auszurichten. Dazu sollte unter anderem der Hochschulbesuch beitragen, indem man z.B. Stipendien zum Besuch der Universitäten in Nancy oder Paris plante – die nahe Universität Strasbourg schied als Kooperationsort aus, weil sie den zentralen französischen Besatzungsbehörden in Baden-Baden als zu germanisiert erschien. Die Gründung einer eigenständigen Saar-Universität wäre im Hinblick auf diese Pläne kontraproduktiv gewesen und wurde daher Herbst 1945 auch vom Saarbrücker Militärgouverneur Gilbert Grandval strikt abgelehnt, als das Saarbrücker Regierungspräsidium (provisorische Zivilverwaltungsspitze, gebildet aus Saarländern) dieses Anliegen an ihn herantrug. Saarländische Studenten, die ihr durch den Krieg unterbrochenes Studium endlich abschließen wollten, wandten sich zunächst an deutsche Hochschulen in anderen Besatzungszonen. Diese reservierten jedoch die knappen Studienplätze für Einwohner ihrer Besatzungszone. Die Medizinstudenten waren davon wegen knapper Labor- und Klinikplätze am härtesten betroffen.

Die Sachzwänge der unmittelbaren Nachkriegssituation führten zu ersten Hochschulveranstaltungen in den baulich weitgehend intakten Homburger Kliniken, die 1946 als Fortbildungskurse begannen. Sie sollten die Studenten bis zum Abschluß führen und bedurften der Anerkennung durch eine deutsche Hochschule. Trotz ihrer Zugehörigkeit zur französischen Zone lehnten es die Universitäten Tübingen, Freiburg und die auf französische Veranlassung wiedergegründete Universität Mainz ab, die Fortbildungskurse in vollem Umfang als Studienleistungen anzuerkennen und deren Fortsetzung in Saarbrücken zu akzeptieren. Wie es zu der Ablehnung kam, ist noch nicht ganz geklärt. Interne Probleme der Militärregierung, gewandelte französische Konzepte in der Saarpolitik und Rivalitäten zwischen den Hochschulstandorten scheinen dafür verantwortlich gewesen zu sein. Seit dem Frühjahr 1946 betrachtete Frankreich die Saar als eigenständiges politisches Gebilde, das zunächst nur wirtschaftlich an Frankreich anzuschließen und eventuell später in die Union Française einzugliedern sei. Grandval suchte in dieser offenen politischen Situation eine pragmatische Lösung für das drängende Ausbildungsproblem und wandte sich an Prof. Dr. Pierre Donzelot, Rektor der Universität Nancy, den er aus der gemeinsamen Zeit in der Résistance kannte. In Nancy sagte man zu, die Homburger Kurse zu betreuen. In seiner Neujahrsrede 1947 deutete Grandval die von ihm bevorzugte Entwicklung an, die Gründung einer überleitenden Universität als Bildungsbrücke zwischen den deutschsprachigen allgemeinbildenden Schulen des Saarlandes und den französischen Hochschulen, mit dem Fernziel einer eigenständigen saarländischen Hochschule nach der Starthilfe aus Nancy. Am 13. Januar 1947 beschloß der Verwaltungsrat der Universität Nancy die Einrichtung des Institut d’Études Supérieures de l’Université Nancy en Territoire Sarrois, d.h. einer universitären Außenstelle in Homburg. Sie wurde in Anwesenheit hochrangiger Gäste aus Frankreich und dem Saarland am 8. März 1947 eröffnet und nahm ihren Betrieb im Bereich der medizinischen Fächer am 10. März 1947 auf.

Diese hochschulpolitische Eigeninitiative Grandvals führte zu gravierenden internen Auseinandersetzungen mit General Laffon, dem militärischen Generalverwalter in Baden-Baden. Grandval konnte sich aber mit dem im Pariser Außenministerium zuständigen Abteilungsleiter, Michel Debré, auf das Ziel einer eigenständigen Hochschule einigen. Grandval wollte mit seiner zweisprachigen „université de rayonnement européen“, einer Universität mit europäischer Ausstrahlung, „zeigen, daß französische Einflußnahme keinem Willkürakt entsprang, sondern notwendige Entwicklungshilfe darstellte“ (Heinen, S. 34). Ihr Lehrkörper sollte aus französischen und saarländischen Professoren bestehen, womit der französische Kultureinfluß gewahrt bliebe.

Universitätsgründung 1948 und Entwicklung bis 1957

Noch unter der Federführung der Militärregierung wurde das Statut der neuen Hochschule am 13. November 1947 im Amtsblatt des Saarlandes veröffentlicht. Die Einrichtung der Universität geschah zeitnah zum Beschluß über die saarländische Verfassung (15. Dezember 1947). Die neu gebildete saarländische Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann (CVP) favorisierte eine „université de constitution européenne“, also eine Universität mit europäischer Struktur, deren Lehrkörper aus vielen verschiedenen Ländern Europas kommen sollte. Dies hätte der Universität von Anfang an großes internationales Gewicht verschafft, ihr Geldquellen auf internationaler Ebene erschlossen sowie die kulturelle Abhängigkeit des Saarlandes von Frankreich und die Möglichkeit französischer Eingriffe in die Hochschule gemindert. Im Februar 1948 wurde in Homburg der medizinische Lehrbetrieb provisorisch wiederaufgenommen. Am 9. April 1948 fiel der offizielle Beschluß des Verwaltungsrates zur Gründung einer Universität, im August begannen die Bauarbeiten am neuen Hauptstandort Saarbrücken. Am 15. September endete die Unterstellung unter die Universität Nancy. Erster Rektor der „Universität des Saarlandes/Université de la Sarre“ mit einigen Hundert Studierenden wurde offiziell zum 1. Oktober 1948 der Physikprofessor Jean Barriol – der Rektor mußte in den Anfangsjahren die französische Staatsangehörigkeit haben. Zu Beginn des Wintersemesters 1948/1949 konnten die ehemaligen Kasernenbauten in Saarbrücken am 1. November 1948 bezogen werden. Der ordentliche Lehrbetrieb der Philosophischen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Saarbrücken bzw. der Medizinischen und Naturwissenschaftlichen Fakultät in Homburg wurde am 16. November 1948 aufgenommen.

Die Lehrveranstaltungen wurden etwa zur Hälfte in Deutsch und in Französisch gehalten. Die Studienpraxis hatte anfänglich unter zahlreichen organisatorischen, strukturellen und finanziellen Mängeln zu leiden, was sich nach einem Studentenstreik (14.–29. Mai 1948) langsam änderte. Auch hatte es die junge Universität in Deutschland wie in Frankreich schwer, da ihre Abschlüsse in keinem der beiden Länder anerkannt wurden; dies änderte sich nachhaltig erst Anfang der 1950er Jahre. Der Aufbau des Studiums war stark französisch geprägt, z.B. gab es Jahresprüfungen. Dies wurde vielfach von den deutschen Professoren und Studenten kritisiert, die dem freiheitlichen Bildungsideal Humboldts verpflichtet waren. Allmählich entstand ein Mischsystem, in dem je nach Fakultät, Fach, gewünschtem Abschluß und künftigem Arbeitsmarkt sowohl ein eher verschultes Studium französischen Stils als auch ein selbstbestimmtes Studium deutschen Stils absolviert werden konnte.

Der bekannte Germanist Prof. Dr. Joseph François Angelloz von der Universität Caen übernahm das Rektorenamt 1950–1956. Er erwies sich nach innen und außen als geschickter Verwaltungsfachmann, der viel zur Festigung der Strukturen der jungen Universität beitrug. Mitte der 1950er Jahre betrug der Anteil der weiblichen Studierenden ein Drittel, ein überdurchschnittlicher Wert im Vergleich zum Bundesgebiet. In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät wurde die Zweisprachigkeit und der Vergleich der unterschiedlichen Rechtssysteme schon bald zu einer Möglichkeit der jungen Universität, sich positiv zu profilieren. Zur finanziell solider werdenden Ausstattung der Universität trug in hohem Maße ihr Status als Aushängeschild französischer Kulturpolitik an der Saar bei, der Frankreich zur Zahlung fast der Hälfte der Mittel veranlaßte: „In den fünfziger Jahren stellte sich die Saaruniversität dar als erste wirklich europäische Universität. Sie begegnete damit ihren Kritikern und klagte Unterstützung und Anerkennung ein“ (Heinen, S. 21). „Können wir die Saarbrücker Hochschule in den frühen Jahren charakterisieren als eine saarländische Universität unter französischer Dominanz, so wandelte sie sich in den Jahren nach 1950 zu einer zweisprachigen Universität für das Saarland mit starken Elementen deutscher Bildungstradition und einem erkennbaren europäischen Einschlag“ (Heinen, S. 51). Nach der Volksabstimmung (23. Oktober 1955) erhielt die Universität eine neue innere Verfassung entsprechend der deutschen Hochschultradition, behielt dabei aber ihren besonderen deutsch-französischen und auf Europa gerichteten Charakter.

Medizinische Fakultät Homburg

Vorsichtiger als mit den Gebäuden des Homburger Klinikums ging man in der medizinischen Fakultät und seitens der Stadt Homburg mit der nationalsozialistischen Vergangenheit mancher Mitglieder des Lehrkörpers um: Die Oscar-Orth-Straße, an der die Universitäts- und Landesklinik des Saarlandes liegt, wurde benannt nach Prof. Dr. med. Orth, der in Homburg während der nationalsozialistischen Zeit in verantwortlicher Position mit den Sterilisationen befaßt war, die nach Maßgabe der Rassengesetze durchgeführt wurden. Orth wurde 1945/1946, wie insgesamt acht wegen ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit belastete Dozenten in Homburg, zunächst nicht behelligt, da er 1946 für die Fortbildungskurse gebraucht wurde. Sechs der acht Dozenten konnten nach vorübergehender Entlassung ihre Lehrtätigkeit in Homburg wieder aufnehmen. Orth war beim Aufbau der Fakultät und der Kliniken maßgeblich beteiligt. Inzwischen wurde der alte Straßenname Kirrberger Straße wiederhergestellt.

Entwicklung der Universität seit 1957

Die Gründungszeit hat die Universität langfristig geprägt. Sie wurde rasch eine der am stärksten international ausgerichteten Universitäten der Bundesrepublik, mit einem Schwerpunkt in einer alle Fakultäten durchziehenden Frankreich-Orientierung. 1951 wurde an der Universität als – neben Brügge in Belgien – erste derartige Einrichtung in Europa das Europa-Institut gegründet. Es hatte lange Jahre eine breit gefächerte, auch stark kultur- und sozialwissenschaftliche Ausrichtung und etablierte sich dann international vor allem im Bereich der Graduiertenausbildung und der Forschung zum Europa-Recht und, seit 1990 wieder verstärkt, der europäischen Wirtschaft. Zahlreiche Verantwortungsträger aus europäischer Politik, Verwaltung und Rechtsprechung gehören zu seinem Lehrkörper. Das Centre juridique franco-allemand aus dem Jahr 1955 und in Verbindung mit der Universität das bisher noch auf dem Campus angesiedelte Institut d’Études françaises markieren besondere Schwerpunkte dieser Arbeit. Nach der Volksabstimmung (23. Oktober 1955) erhielt die Universität eine neue innere Verfassung entsprechend der deutschen Hochschultradition, behielt dabei aber ihren besonderen deutsch-französischen und auf Europa gerichteten Charakter.

Bis Anfang der 1990er Jahre hatte die Universität des Saarlandes, obwohl eine mittelgroße Universität, im Bundesvergleich die höchste Zahl weltweiter Kooperationsabkommen. Auch nachdem andere Universitäten die Internationalisierung ihrerseits verstärkt in Angriff nahmen, gehört sie relativ zu ihrer Größe noch immer zur Spitzengruppe. Das gilt sowohl für die Austauschverträge wie für die Zahl aus dem Ausland kommender und ins Ausland gehender Studierender. Die ersten integrierten Studiengänge zwischen Deutschland und Frankreich wurden an der Hochschule für Technik und Wirtschaft und an der Universität des Saarlandes eingerichtet. Die Grenzraumlage wird in mehreren Fächern für ständige gemeinsame Seminare vor allem mit der Universität Metz genutzt. In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und den Philosophischen Fakultäten werden weiterhin vier Lehrstühle regelmäßig mit französischen Professorinnen oder Professoren besetzt. Die zunächst deutsch-französische und seit den frühen fünfziger Jahren internationale Gestaltung der Universität ist Teil ihres Alltags.

Quellen und weiterführende Literatur

Heinen, Armin, Sachzwänge, politisches Kalkül, konkurrierende Bildungstraditionen. Die Geschichte der Universität des Saarlandes 1945–1955, in: Ders./Hudemann, Rainer (Hg.), Universität des Saarlandes 1948–1988, 2. Auflage, Saarbrücken 1989, S. 21–62.

Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, Druckversion S. 65–66, 188–189, 269–270, 304–305 und Internet-Version, Stand Juli 2000.

Cohen, Jean-Louis/Frank, Hartmut (Hg.), Les relations franco-allemandes 1940–1950 et leurs effets sur l’architecture et la forme urbaine. Projet de recherche commun 1986–1989/Deutsch-französische Beziehungen 1940–1950 und ihre Auswirkungen auf Architektur und Stadtgestalt. Gemeinsames Forschungsprojekt 1986–1989, Abschlußbericht, unveröffentlichtes Manuskript, Bd. III, Teil 2, S. 657f.

 

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