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 | Gerhild KrebsHistorischer Hugenotten-Wanderweg(Sentier des Huguenots)
Hugenottengemeinden Courcelles-Chaussy, Creutzwald, Villers-la-Croix 
        und Ludweiler/Völklingen; Château d’Urville, Avenue d’Urville, 
        Courcelles-Chaussy; Place du Temple, Courcelles-Chaussy; Château 
        de Landonvillers, Courcelles-Chaussy; Hugenottenkirche, Völklinger 
        Straße 90, Ludweiler/Völklingen; Warndt-Gedenkstein, Freyming-MerlebachRegionalhistorischer Kontext: Religion und regionale Wirtschaft im 16.–20. 
        JahrhundertDie Fluchtbewegung der frankophonen Hugenotten brachte seit dem 16. Jahrhundert 
        soziale, sprachliche und wirtschaftliche Veränderungen in den lothringisch-saarländischen 
        Grenzraum, die bis heute nachwirken. Die hugenottischen Ansiedlungen im 
        Warndt lösten dabei die nachhaltigste Wirkung aus; intensive grenzüberschreitende 
        soziale Beziehungen existieren seit dem 17. Jahrhundert bis heute in diesem 
        Abschnitt der Grenze. Die Hugenotten brachten die Glasindustrie an die 
        Saar, die ihrerseits weitere regionale Wirtschaftsimpulse auslöste. 
        Zusammen mit den frühen Eisenhütten an der Saar wurde die Glasindustrie 
        zur Schrittmacherin des systematischen Abbaus von Saarkohle im 18. und 
        19. Jahrhundert. Die Glasindustrie blieb bis ins 20. Jahrhundert einer 
        der wichtigsten regionalen Wirtschaftszweige. Die Standortwahl der ersten 
        hugenottischen Glasmacherfamilien für eine neue Ansiedlung in Creutzwald 
        ging über eine rein wirtschaftliche Entscheidung, wie sie im Wandergewerbe 
        der Glasmacher üblich war, weit hinaus. Die freien Handwerker mit 
        ausgeprägtem Standesbewußtsein, deren reichste Vertreter nicht 
        umsonst „gentilhommes verriers“ (Glasedelleute) genannt wurden 
        und zum niederen Adel zählten, wanderten aus einem Territorium ab, 
        sobald das Holz knapp war und die Glashütten geschlossen werden mußten, 
        oder die Landesherren ihnen nicht genug Privilegien boten. Sie zogen stets 
        einen Stamm von Facharbeitern mit sich. Zu dieser Wanderexistenz gehörte 
        es, eine oder mehrere Glashütten am Rande eines Territoriums und 
        bald darauf hinter der Grenze im nächsten Territorium zu gründen, 
        so wie es beispielsweise die Glasmacherfamilie 
        Raspiller tat. Das Buntsandstein-Waldgebiet des Warndt, das am Ostrand 
        des Herzogtums Lothringen begann, bot den reformierten Familien neben 
        einer günstigen Rohstoffsituation für ihr Gewerbe noch einen 
        weiteren wichtigen Vorteil: Von diesem Punkt aus konnte man bei einer 
        eventuellen Verschärfung der lothringischen Konfessionspolitik mühelos 
        in das benachbarte Territorium der protestantischen Grafen von Nassau-Saarbrücken 
        ausweichen. Für den Grafen Ludwig boten die neuen Bürger in 
        Ludweiler ebenfalls Vorteile. Ihr Gewerbe paßte in die (schon unter 
        Graf Philipp III. begonnene) staatlich geförderte Wirtschaftsentwicklung 
        des Warndt. Auch nach der Ansiedlung der Eisenschmelze von Geislautern 
        (1585) sicherte Graf Ludwig 1605 den dortigen calvinistischen Arbeitern 
        religiöse Freizügigkeit zu. Die Untertanenzahl zu erhöhen 
        und wirtschaftlich produktive Menschen ins Land zu holen entsprach der 
        zeitgenössischen merkantilistischen Wirtschaftspolitik. Mit der Ansiedlung 
        von Glasmachern wurde die wirtschaftliche Bandbreite der eisenverarbeitenden 
        Betriebe im Warndt um Flach- und Hohlglasproduktion erweitert. Ludweiler 
        behielt für anderthalb Jahrhunderte die Rolle eines religiösen 
        Zentrums für alle im Warndt beiderseits der Grenze lebenden frankophonen 
        Reformierten. „Résistez!“ Spuren einer Religionsflucht des 16. 
        und 17. JahrhundertsSeit Mitte des 16. Jahrhunderts hatten Familien aus allen Schichten der 
        lothringischen Gesellschaft das Herzogtum verlassen, einige wanderten 
        in Richtung Nassau-Saarbrücken und siedelten sich hier in sogenannten 
        „welschen Dörfern“ des Krummen Elsaß an. Der Weg 
        der Hugenotten von Frankreich nach dem heutigen Saarland läßt 
        sich im Rossel- und Bisttal, d.h. im Warndt diesseits und jenseits der 
        heutigen Grenze, besonders eindrucksvoll verfolgen. In diesem Landstrich 
        ließen sich seit 1601 viele Menschen französischer Sprache 
        und reformierter Konfession nieder, die ihres calvinistischen Glaubens 
        wegen ihre Heimatorte in Frankreich und dem Herzogtum Lothringen verlassen 
        mußten. Mit einer Verschärfung der Situation war jederzeit 
        zu rechnen, da die lothringischen Herzöge eine noch rigidere Religionspolitik 
        verfolgten als die französischen Könige – das Toleranzedikt 
        von Nantes galt weder in Lothringen noch im damals mit ihm vereinigten 
        Herzogtum Bar. Dagegen übten die Grafen von Nassau-Saarbrücken 
        eine relativ liberale Religionspolitik aus. Nach dem Separatfrieden Lothringens 
        mit Frankreich (1659) wurden die lothringischen Hugenotten zunehmend unter 
        Druck gesetzt, ihre Lage verschärfte sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts 
        stetig. Das Revokationsedikt von Fontainebleau (Oktober 1685) hob das 
        Toleranzedikt von Nantes (1598) auf, untersagte ihnen endgültig die 
        öffentliche Religionsausübung, befahl die Zerstörung ihrer 
        Kirchen und die Auswanderung ihrer Pfarrer, verbot zugleich den übrigen 
        Gemeindemitgliedern unter Androhung schwerer Strafen die Auswanderung. 
        Der Besitz von schon Geflüchteten wurde konfisziert, es sei denn, 
        sie kehrten innerhalb von vier Wochen zurück. Die Hugenotten, deren 
        Motto „Résistez!“ (Widersteht!) ihre soziale Gruppe 
        innerhalb der feindlich gesonnenen Umwelt stets zusammengehalten hatte, 
        entschlossen sich zur Massenflucht. Als die Hugenotten aus Metz und Umgebung 
        in der Nacht vom 21./22. Oktober 1685 aufbrachen, um über Deutschland 
        nach Holland zu fliehen (Luxemburg und Belgien gehörten zu den Spanischen 
        Niederlanden), siedelten sich einige aus Courcelles kommende Familien 
        in Ludweiler an. Die Hugenottenverfolgung betraf inzwischen jedoch auch 
        die Grafschaft Saarbrücken, die während der Reunionskriege von 
        Frankreich okkupiert worden war (1680). Ab 1686 wurde in der Saarprovinz 
        diese repressive Konfessionspolitik aber nicht mit der gleichen Brutalität 
        umgesetzt wie im restlichen Frankreich und in Lothringen. 1687 erließ 
        der französische Intendant der Saarprovinz ein Edikt, das den Hugenotten 
        Religionsfreiheit für die nächsten zehn Jahre zusicherte. 1697 
        fiel Nassau-Saarbrücken im Frieden von Rijswijk wieder an das deutsche 
        Kaiserreich. Für die französischen Hugenotten entspannte sich 
        die Lage ab den 1730er Jahren; dem entsprach das Toleranzedikt von Versailles 
        (1787). Erst die französische Revolution verschaffte den Hugenotten 
        völlige Bewegungsfreiheit. Baugeschichte: Historischer ökumenischer WanderwegDer Wanderweg folgt dem 50 km langen Fußweg, welchen die Einwohner 
        von Courcelles in der Zeit zwischen 1685 und 1787 jedes Jahr im September 
        heimlich zurücklegten, um wenigstens einmal im Jahr in Ludweiler 
        einen öffentlichen Gottesdienst mit Abendmahl besuchen zu können 
        sowie Trauungen und Taufen durchführen zu lassen. Der ausgeschilderte 
        Weg, teilweise identisch mit der einstigen Römerstraße zwischen 
        Metz und Saarbrücken, beginnt an der Kaiserkirche von Courcelles-Chaussy 
        und endet an der evangelischen Kirche in Ludweiler. Er führt über 
        Vadoncourt, Bannay (Bizingen), Brouck (Bruch), Narbéfontaine (Memersbronn), 
        Boucheporn (Buschborn), Kleindal, Moulin de l’Ambach (Ambacher Mühle), 
        zum Warndtweiher und nach Ludweiler. Der Conseil Protestant de la Région 
        Messine hat diese Wanderung erstmals 1986 unter der Bezeichnung „Marche 
        Marie Dubois – Wanderung Marie Dubois“ durchgeführt und 
        seither als ständige ökumenische Einrichtung beibehalten. Courcelles-ChaussyChaussy war seit dem 13. Jahrhundert eine eigene Pfarrei im Metzer Bistum. 
        Nach der Übergabe von Metz an Frankreich (1552) wurde es zum Zentrum 
        der Hugenotten in Lothringen und zur kulturellen Hochburg. 1560 ließ 
        sich der hugenottische Baron de Clervant als Grundherr in Chaussy nieder, 
        der später in den Hugenottenkriegen fiel. Der erste Treffpunkt der 
        Hugenotten in Chaussy war das Herrenhaus „Le château“ 
        (Rue Maréchal Leclerc); heute ist ein Altenheim darin untergebracht. 
        Der Weiler Pont-à-Chaussy, das Schloßgut Urville und der 
        Hof Mesnils wurden im Jahr 1812 mit der an der Französischen Nied 
        gelegenen Gemeinde Courcelles vereinigt. Im frühen 19. Jahrhundert 
        wurde ein hugenottischer Tempel errichtet, der am Ortsrand nahe dem heutigen 
        Altenheim stand. Er wurde 1895 durch die von Kaiser Wilhelm II. finanzierte 
        Kaiserkirche ersetzt. Zusätzlich ließ das Kaiserpaar in dem 
        damals Kurzel oder auch Kaiserkurzel genannten Ort ein „Wilhelm-Viktoria-Stift“ 
        als Altersheim errichten. Das alte Schloß in Kurzel wurde auf Veranlassung 
        des Kaiserpaares umgebaut und erweitert, um unter der Bezeichnung „Auguste-Viktoria-Stift“ 
        als Erziehungsanstalt für evangelische Mädchen zu dienen. Ein 
        protestantisches Pfarrhaus gegenüber der Kirche wurde mit Zuschüssen 
        des Kaisers, des Reiches und des im nahen Landonvillers ansässigen 
        deutschen Großindustriellen Dr. John von Haniel finanziert. Der 
        Bau aus dem Jahr 1905 wurde 1992 renoviert. Schloß Urville bei Courcelles-ChaussyDas von einem großen Park umgebene Schloß Urville, 15 km 
        von Metz entfernt, gehörte ursprünglich den Herren von Urville, 
        später zu Rollingen und danach zu Kriechingen (Créhange). 
        Der dreigeschossige Bau aus dem 16. Jahrhundert mit Walmdach und vier 
        vorspringenden Ecktürmen war Anfang des 19. Jahrhunderts durch eine 
        neoklassizistische Vorderfront und an der Gartenfront durch einen dreiseitigen 
        Vorbau ergänzt worden. 1890 bot der damalige Besitzer es zusammen 
        mit den Pachthöfen Mesnils und Pont-à-Chaussy zum Verkauf 
        an, um nach Frankreich auszuwandern und sich dort dauerhaft niederzulassen; 
        die Gebäude gingen am 15. Juli 1890 in kaiserlichen Besitz über. 
        Das Schloß wurde von Wilhelm II. baulich verändert: Die Ecktürme 
        wurden um jeweils ein halbes Geschoß erhöht, um dem Bau mehr 
        Wirkung zu verleihen, und an der Front brachte man das kaiserliche Wappen 
        an. Die Innenräume wurden neu geschnitten und vorwiegend mit Möbeln 
        aus lothringischer Produktion eingerichtet. In Abwesenheit der kaiserlichen 
        Familie konnte das Schloß besichtigt werden. Für den Hofstaat 
        und die Dienerschaft wurden zusätzliche Gebäude erstellt: Das 
        Schweizerhaus als Wohnhaus der Prinzen und der Kabinettschefs, das Familienhaus 
        für die Dienerschaft. Im Familienhaus waren auch eine Post- und Telegraphenstation 
        untergebracht. 1918 wurde das Schloß enteignet. Aus dem im Kaiserreich 
        angelegten landwirtschaftlichen Musterbetrieb ging eine regionale Landwirtschaftsschule 
        (Lycée agricole d’État) hervor, die in ganz Lothringen 
        bekannt und im Schloß untergebracht ist.   Laurent CommailleLe temple de Courcelles-ChaussyLe temple de Courcelles-Chaussy est un monument dont l’importance 
        dépasse celle d’un simple édifice cultuel de village. 
        Il matérialise en effet le lien existant entre l’histoire 
        du protestantisme mosellan, l’histoire religieuse de l’Allemagne 
        et des Hohenzollern et l’intégration du Reichsland dans le 
        nouvel Empire. Sa localisation n’est pas le fruit du hasard ; 
        Courcelles-Chaussy est une enclave protestante du Pays messin. Après 
        la Révocation de l’Édit de Nantes, c’est souvent 
        là que se regroupèrent clandestinement les réformés 
        messins qui voulaient gagner les terres protestantes de l’Empire, 
        en passant par Ludweiler. En s’implantant à Courcelles-Chaussy, 
        en 1890, par l’achat de la terre et du château d’Urville 
        (achetés au prix fort), Guillaume II marque ainsi son attachement 
        à la Terre d’Empire mais aussi à l’histoire 
        des huguenots messins dont près de 4000 furent accueillis à 
        Berlin à la fin du XVIIe siècle, favorisant le décollage 
        de la ville et renforçant la dynastie calviniste dans un environnement 
        majoritairement luthérien. Courcelles-Chaussy possédait 
        déjà un temple, achevé en 1839, de facture classique, 
        très dépouillé. Le nouveau temple, dont la construction 
        est décidée (et financée) par l’Empereur en 
        1894, est implanté près du lieu-dit « Trou des 
        Huguenots ». Il est officiellement inauguré à 
        la date symbolique du 17 octobre 1895. Construit par l’architecte 
        Tornow, qui a édifié le nouveau portail de la cathédrale 
        de Metz (avec statue de Guillaume II sous les traits du prophète 
        Daniel), il est de style néogothique. Son plan centré et 
        ses galeries en font, comme celui de Rombas, un des temples contemporains 
        les plus proches de l’esprit du culte réformé. L’Empereur 
        pouvait accéder directement à sa place réservée, 
        dans une alvéole aux carreaux de faïence décorés 
        d’aigles (fabriqués par Villeroy 
        et Boch à Mettlach) par sa propre entrée, près 
        du chœur. Le décor, très simple, met en valeur le travail 
        du bois de la chaire, des galeries et des bancs.   Gerhild KrebsSchloß LandonvillersUnmittelbar bei Courcelles-Chaussy liegt das ehemalige Schloß und 
        Gutshof von Landonvillers, ein Châtelet aus dem späten 18. 
        Jahrhundert. Der westfälische Großindustrielle Dr. John von 
        Haniel aus Moers/Niederrhein erwarb 1891 das Anwesen und baute das Schloß 
        1903 durch Anfügen eines Flügels im Stil der Neorenaissance 
        um. Zwischen 1904 und 1906 ließ Haniel von Bodo Ebhardt, dem Architekten 
        der Hohkönigsburg und Burgenforscher, einen weiteren Anbau für 
        300000 Mark in Form eines quadratischen neoromanischen Wohnturms errichten, 
        der „nach Art der Bergfriede deutscher Burgen“ gestaltet und 
        stilistisch „den künstlerischen Idealen der deutschen Architektur 
        des Mittelalters und der Renaissance“ (Ebhardt zitiert nach Wilcken, 
        S. 331) entsprach. Der 35 m hohe Bergfried aus rötlichem westfälischem 
        und Eifel-Sandstein (aus Büren bzw. Kyllburg) mit zwei Kellergeschossen, 
        vier Hauptgeschossen, einer zinnengekrönten Aussichtsplattform und 
        steinernen Dachpyramide beherrscht seine Umgebung und bietet ungehinderte 
        Aussicht, u.a. bis nach Urville. Die massive Bauart des Turmes nach Art 
        authentischer Burgen schuf rund drei Meter tiefe Fensternischen, wie sie 
        in mittelalterlichen Wohntürmen existiert hatten; die Bibliothek 
        war einer mittelalterlichen Tradition gemäß im obersten Stockwerk 
        eingerichtet. Das Schloß war mit einem weitläufigen Park umgeben, 
        zu dem der Gutsbetrieb gehörte. Der Besitz wurde 1918 enteignet. Creutzwald und Villers-la-CroixIm Jahre 1601 kaufte der reformierte Glashüttenbesitzer Louis de 
        Condé am westlichen Rand des Warndt ein Waldstück und errichtete 
        hier mehrere Glashütten, aus denen sich ab 1618 die Siedlungskerne 
        der heutigen Dörfer Creutzwald und Villers-la-Croix entwickelten. 
        Im heutigen Creutzwalder Ortsteil Wilhelmsbronn wurde eine reformierte 
        Kirche errichtet. Sie wurde 1685 von französischen Truppen niedergebrannt, 
        obwohl das Revokationsedikt im Herzogtum Lothringen formell nicht galt. 
        Von Creutzwald aus verhandelte die Sippe de Condé mit der Kanzlei 
        der Grafen von Nassau-Saarbrücken um günstige Ansiedlungsbedingungen 
        auf deren Gebiet, die zwischen Frühjahr und Mitte 1604 gewährt 
        wurden. Daraufhin zogen insgesamt zwölf Familien, unter ihnen zwei 
        Familien de Condé, in das Gebiet des späteren Ludweiler. Der 
        einflußreiche Hüttenbesitzer Karl von Wendel 
        gab Creutzwald durch die Errichtung einer Eisenhütte im 19. Jahrhundert 
        ein anderes Gesicht. Die industrielle Prägung des Ortes wurde durch 
        eine Kohlengrube noch verstärkt. Hier waren auch viele saarländische 
        Bergleute tätig. LudweilerLudweiler wurde von zwölf reformierten Familien aus Creutzwald um 
        Daniel und Osias de Condé gegründet (zwischen 3. April und 
        8. Juni 1604). Es ist die älteste hugenottische Neugründung 
        auf linkshreinischem deutschem Gebiet und einzige Gründung einer 
        französisch-reformierten Pfarrgemeinde im Saarland. Die Ansiedler 
        in Lud(wigs)weiler waren rechtlich besser gestellt als die meisten alteingesessenen 
        Einwohner der Grafschaft Saarbrücken. Die Zuwanderer blieben zunächst 
        in der Glashütte von Creutzwald tätig. Sie durften laut Niederlassungsprivileg 
        des Grafen Ludwig von Nassau-Saarbrücken ihre Religion frei ausüben 
        und eine Kirche mit Pfarrhaus errichten. Ein reformierter französischsprachiger 
        Pfarrer wurde ihnen zugestanden, der vom Landesherren angestellt wurde. 
        1605 wurde Barthelmy du Cloux aus Metz als Pfarrer in dem neuen Dorf tätig. 
        1616 errichtete der Glashüttenbesitzer Jean Jacques de Thiétry 
        (aus der Gegend von Darney, Südlothringen) die erste Glashütte 
        in Ludweiler, zugleich die erste in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken. 
        Der Glasverkauf wurde durch die Brüder Johann und Peter Asslinger 
        (Asselain) von St. Avold im südlichen Warndt aus über Holland 
        organisiert. Die Entwicklung des 350–400 Einwohner starken Dorfes wurde 1635 
        durch den 30jährigen Krieg gewaltsam unterbrochen, als im Grenzraum 
        französische und schwedische Verbände gegen kaiserliche und 
        lothringische kämpften. Die Ludweiler flohen wie ihre Landesherren 
        zeitweise nach Metz; viele kehrten nie zurück. Nach 1660 lebten in 
        Ludweiler vorwiegend frankophone reformierte Neubürger aus Metz und 
        seinem Umland sowie schweizerische Reformierte aus dem Berner Oberland. 
        Die neuen Bürger waren nicht mehr nur Glasmacher, sondern übten 
        eine breite Palette von Berufen aus. Das Edikt von Fontainebleau (1685) 
        galt formell an der Saar zwar nicht, weil das Edikt von Nantes (1598) 
        hier auch nicht gegolten hatte, dennoch wurde die reformierte Kirche in 
        Ludweiler wie die im nahen Wilhelmsbronn von französischen Truppen 
        niedergebrannt und der Ludweiler Pfarrer zur Auswanderung gezwungen (November 
        1685). Einen eigenen Pfarrer erhielt Ludweiler erst wieder ab 1720 mit 
        Jean Pierre Guiffardière, dem Schwiegersohn eines deutschen reformierten 
        Pfarrers aus der Pfalz; ihm folgten später deutschsprachige Pfarrer. 
        Nach den 1730er Jahren kamen aus Frankreich oder dem Herzogtum Lothringen 
        keine Glaubensflüchtlinge mehr nach Ludweiler. Aufgrund der französischen 
        Sprache und der reformierten Konfessionszugehörigkeit blieb Ludweiler 
        religiös fast homogen, nur wenige Lutheraner und Katholiken lebten 
        im Dorf. Ludweiler war das religiöse Zentrum für das gesamte 
        Ostlothringen und Saarlouis, von wo reformierte schweizerische Söldner 
        der französischen Garnison zum Gottesdienst kamen. Darüber hinaus 
        war es bis zur Gründung der reformierten Saarbrücker Pfarrgemeinde 
        (1747) und der Fertigstellung der dortigen Friedenskirche 
        (1751) auch religiöses Zentrum für Saarbrücken und St. 
        Johann. Die zunächst französischsprachigen Gottesdienste wurden 
        in Ludweiler bereits Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmend um Gottesdienste 
        in Deutsch ergänzt, da sich die Ludweiler Bevölkerung sprachlich 
        zu assimilieren begann und die Reformierten aus Saarbrücken, Geislautern, 
        Naßweiler wie auch die schweizerischen Soldaten aus Saarlouis kein 
        Französisch verstanden. Während der 1794 beginnenden Amtszeit 
        von Pfarrer Zimmermann (gestorben 1840) wurde Deutsch allmählich 
        einzige Predigtsprache. Die französische Sprache der einstigen Zuwanderer, 
        zuletzt ein rudimentäres Patois (ungrammatisches bzw. dialektal gefärbtes 
        Französisch), war Mitte des 19. Jahrhunderts bereits weitgehend verschwunden, 
        da Ludweiler seit 1815 zu Preußen gehörte und die Unterrichtssprache 
        seither Deutsch war. Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten die meisten 
        Männer aus Ludweiler in den Kohlengruben von Geislautern und Kleinrosseln 
        (Petite-Rosselle). Die reformierten Traditionen hatten sich in einem Assimilierungsprozeß 
        an die lutherischen Traditionen und deren Bekenntnis ebenfalls aufgelöst, 
        einzig das Abendmahl mit ungesäuertem Brot und Rotwein hat sich in 
        Ludweiler bis heute gehalten. Durch den historisch interessierten Pfarrer 
        Friedrich Mohns (Amtszeit 1936–1974), selbst hugenottischer Herkunft, 
        wurde das Geschichtsbewußtsein der heutigen Pfarrgemeinde Ludweiler 
        wiederbelebt. Im Jahr 2000 wurde am Ortsrand von Freyming-Merlebach, wenige 
        Meter von der saarländischen Grenze, in Anwesenheit von saarländischen 
        und lothringischen Politikern ein Gedenkstein zur Erinnerung an die grenzüberschreitende 
        1000jährige Geschichte des Warndt enthüllt. Hugenottenkirche LudweilerDie im Jahre 1786 neu errichtete Kirche nach Plänen von Balthasar 
        Wilhelm Stengel war der vierte reformierte Kirchenbau an derselben Stelle 
        in Ludweiler. Die schlichte, heute denkmalgeschützte Saalkirche mit 
        drei Fensterachsen auf den Längsseiten und zwei auf den Schmalseiten 
        wurde giebelständig mit Glockentürmchen zur Straße erbaut. 
        1876/1877 wurde ein großer Glockenturm vor den Giebel gesetzt und 
        damit der ursprünglich schlichte, streng calvinistische Ausdruck 
        der Kirche gemildert. Quellen und weiterführende LiteraturChoux, Jacques, Dictionnaire des châteaux de France – Lorraine, 
        Paris 1979. Herrmann, Hans-Walter, Die Hugenottengemeinde Ludweiler, Bad Karlshafen 
        1998 (Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft e.V., 
        Bd. 30). Ders., Lothringen, Geschichte eines Grenzlandes, Saarbrücken 1983. Mallmann, Klaus-Michael, „Maria hilf, vernichte unsere Feinde“. 
        Die Marienerscheinung von Marpingen 1876, in: Mallmann, Klaus-Michael/Paul, 
        Gerhard u.a. (Hg.), Richtig daheim waren wir nie. Entdeckungsreisen ins 
        Saarrevier 1815–1955, 2. Auflage, Bonn 1988, S. 48–50. Weinen, Alexander (Red.), Heimatkundlicher Verein Warndt e.V. (Hg.), 
        Der Hugenottenweg/Sentier des Huguenots 1598–1685, Warndt 1994. Wilcken, Niels, Architektur und Stadtplanung im Grenzraum – Das 
        öffentliche Bauwesen in Elsaß-Lothringen im Kaiserreich (1871–1918), 
        Bd. 2, Kiel 1998, S. 326–328. Die Verfasserin dankt an dieser Stelle 
        Herrn Dr. Wilcken für seine Unterstützung.   >> zurück zum Seitenanfang
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