|
||||
Druckversion (PDF) | ||||
|
Gerhild KrebsEhemalige Artilleriekaserne, St. ArnualSaargemünder Straße 95, Scharnhorststraße 10, Barbarastraße 9, Rubensstraße 40 und 46–82, St. Arnual/SaarbrückenBaugeschichteDas Rheinische Artillerieregiment Nummer 8 von Holtzendorff war zunächst in Saarlouis stationiert, bevor es 1898 nach St. Arnual in die ab 1896 errichteten Kasernengebäude an der Saargemünder Straße umzog. Die Baumaßnahme traf zusammen mit der von St. Arnual und Saarbrücken vereinbarten Eingemeindung des Ortes nach Saarbrücken und wurde auf Wunsch des Militärs am westlichen Ortsrand (nach Saarbrücken hin) erstellt. Zum weiträumigen Gebäudekomplex, der einheitlich in Form von Klinkerbauten ausgeführt wurde, gehörten neben der zuerst errichteten dreiflügeligen Stallanlage (mit Reithaus), die um einen quadratischen Reitplatz angelegt war, ein großes Mannschaftsgebäude, Offizierskantine, Wirtschaftsgebäude, Familienwohngebäude, Beschlagschmiede, Krankenstall und Fahrzeugschuppen. Kurze Zeit nach 1898 wurden bereits als Erweiterungen ein großes Stabsgebäude und mehrere Stalltrakte erstellt, sie wurden 1913 erneut ergänzt um ein zweites großes Reithaus mit normalem und Kühlstall. Während der Architekt der ursprünglichen Anlage unbekannt ist, wurden die späteren Erweiterungen von Regierungsbaumeister Wilhelm Asbach entworfen. Für den ständig weiter steigenden Bedarf des Regiments sollten 1914 Erweiterungsbauten hinzukommen, die jedoch wegen des Krieges nicht mehr wie vorgesehen errichtet wurden, obwohl die Pläne des Regierungsbaumeisters und Militärbauinspektors Ernst Lücker bereits Anfang 1914 vorlagen. Bis zur Baueinstellung entstanden an der Rubensstraße ein Dienstgebäude, zwei Wirtschaftsgebäude, zwei große Mannschaftsgebäude, ein Stabsgebäude sowie zwei Wagenhallen, von denen eine heute stark verändert ist. Die Stallungen und drei Reithäuser wurden nicht mehr ausgeführt. Das Militär zog in die bereits fertiggestellten Bauten nicht mehr ein, sie standen zunächst leer. Nach dem Ersten Weltkrieg nutzten die französischen Besatzungstruppen Teile der Kaserne an der Scharnhorststraße. Um der akuten Wohnungsnot in Saarbrücken entgegenzuwirken – die schnell wachsende Großstadt war im Gegensatz zu anderen deutschen Städten überdurchschnittlich stark bombardiert worden –, baute die Saarbrücker Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft 1926 die zwei Mannschaftshäuser in der Rubensstraße zu Wohnungen um, während das Stabsgebäude als Schulhaus umgenutzt wurde. Die Wagenhallen wurden zeitweise von den bis 1930 im Saargebiet stationierten französischen Truppen genutzt. Heute dienen sie der Bereitschaftspolizei. Die erhaltenen Gebäude sind bis in bauliche Details hinein neobarock geprägt und wirken monumental. Die Gebäude an der Scharnhorststraße wurden nach dem Zweiten Weltkrieg erneut von französischen Besatzungstruppen genutzt. Das Reithaus, ein Großteil der Stallflügel und das Mannschaftsgebäude wurden in den 1970er Jahren abgetragen; der Reitverein St. Arnual nutzt den baumgesäumten Reitplatz und den Reitstall von 1913 mit Kühlstall. Die restlichen Gebäude teilen sich verschiedene Institutionen: Saarländisches Staatstheater (Offizierskasino als Kleines Haus des Theaters), Arbeiterwohlfahrt (Stabsgebäude 1904, Fahrzeugschuppen 1912–1913), Bundeswehr (Teil des alten Stalles und Stallerweiterung vor 1900) und Polizei (Familienwohn- und Wirtschaftsgebäude, letzteres 1912-1913 aufgestockt). Die erhaltenen Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Regionalhistorischer Kontext„Von den verschiedenen ehemaligen Kasernenbauten Saarbrückens ist die Artilleriekaserne in St. Arnual der einzige – wenn auch nur teilweise – erhaltene Komplex noch aus dem 19. Jahrhundert“ (Staatliches Konservatoramt, S. 295–296). Als letzte vom preußischen Militär errichtete Kasernenbauten in Saarbrücken markieren die beiden Gebäudekomplexe der Artilleriekaserne den historischen Endpunkt von Saarbrückens (und St. Johanns) Rolle als für Preußen strategisch bedeutender Garnisonsstandort, eine Rolle, die während eines Jahrhunderts prägend für die Stadtgeschichte gewesen war. Quellen und weiterführende LiteraturStaatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 295f.
|
|||
|