|
||||
Druckversion (PDF) | ||||
Gerhild KrebsDorfschulbau im Saargebiet (1920–1935)Ehemalige Engelfanger Schule, Schulstraße, Püttlingen; Grundschule Schwarzenbach, Alte Reichsstraße 41, Schule Beeden, Blieskasteler Straße 13, sowie Schulgebäude Einöd, Im Wieschen 1, Homburg; Schule Ludweiler, Schulstraße 12, Völklingen; Hosterhof-Schule, Illinger Straße 117, Wustweiler/Illingen; Pestalozzistraße, Heiligenwald/SchiffweilerMöglicherweise als politischen, sicher aber als sozialen Kontrapunkt zur Errichtung der Domanialschulen der französischen Bergverwaltung kann man den Bau von Dorfschulen in den Dörfern des Saargebietes betrachten. Während die konfessionellen Dorfschulen der gesamten Bevölkerung dienten, standen die Domanialschulen nur für Kinder aus Bergmannsfamilien offen. Wie stark die Politik in diesen Jahren das schulische Leben beeinflußte, zeigt unter anderem die Einweihung der neu errichteten katholischen Schule in Engelfangen am 16. April 1926. In seiner Dankesrede an den Schulvorstand dankte der neue Schulleiter, Oberlehrer Kiefer, für das neue Haus „und gab im Namen der Lehrpersonen das Versprechen, die Schulkinder zu braven Kindern der kath. Kirche und zu treudeutschen Staatsbürgern zu erziehen“ (Schulchronik Engelfangen, unpaginiert). Diese Äußerung Kiefers war eine klare Absage an die seit Mai 1924 im nahen Dorf Püttlingen bestehende Domanialschule. Die massig wirkende dreigeschossige Engelfanger Schule mit Gauben im Steildach und optisch hochgezogenem Kellergeschoß, in der Formensprache schlicht, war 1925–1926 nur wenige hundert Meter unterhalb des Aspenschachtes (Schachtanlage Viktoria III) in der Schulstraße errichtet worden und diente der rasch wachsenden katholischen Bevölkerung der Gemeinde Engelfangen. Heute wird das Gebäude von der Stadt Püttlingen zu kulturellen Zwecken genutzt. Weitere, heute denkmalgeschützte Dorfschulen folgten ab den späten 1920er Jahren bis 1935 in Grubenstandorten bzw. in deren Wohneinzugsbereich. Die Grundschule Schwarzenbach (Alte Reichsstraße 41, Homburg) wurde 1923/1924 als ein- bzw. zweigeschossiger, winkelförmiger Bau mit hohem Walm- bzw. Krüppelwalmdach errichtet. Die Schule Ludweiler (Schulstraße 12, Ludweiler/Völklingen) nahe der damaligen Grube Velsen, in der es seit 1925 eine Domanialschule gab, wurde 1930–1931 erbaut nach einem Entwurf der Architekten Fritz Otto und Driesch (Vorname unbekannt). An den viergeschossigen Klassentrakt schließt sich rechtwinklig die Turnhalle an; die kubischen Bauten zeigen Einflüsse des sogenannten Neuen Bauens (Flachdächer, Fensterbänder). Die Schule Beeden (Blieskasteler Str. 13, Beeden/Homburg) entstand um 1925 als dritter Schulhausbau in Beeden; der erste an der Blieskasteler Straße 135 stammte aus dem 19. Jahrhundert, der zweite an der Blieskasteler Straße 106 stand seit etwa 1900. Die Hosterhof-Schule (Illinger Straße 117, Wustweiler/Illingen) wurde 1927 als evangelische Schule erbaut. Der symmetrische, zweigeschossige Bau mit Walmdach und Uhrturm zeigt in den Details der Fassade und der Innenausstattung expressionistische Anklänge. Das aufwendige Schulgebäude in Einöd/Homburg (Im Wieschen 1) wurde 1930/1931 erbaut. Zwei Vollgeschosse stehen über einem niedrigeren Sockelgeschoß aus Sandstein, in der Mitte ein vorspringender Risalit mit geschweiftem Kupferhelm und Portalvorhalle. Zu beiden Seiten sind große Rechteckfenster mit profilierten Rahmungen zu Fensterbändern zusammengefaßt. Die letzte in dieser Zeit errichtete Schule entstand in der Bergmannskolonie Heiligenwald (Pestalozzistraße, Heiligenwald/Schiffweiler). Der breit gelagerte Bau von 1934 mit Walmdach und Eckrisaliten zeigt zeitgenössisch typische Schmuckelemente (horizontale Fensterbänder, spitzbogige Portale). Während sich etwa im privaten Wohnungsbau dieses Zeitraumes einige Beispiele für die Demonstration einer „deutschen“ Gesinnung durch historisierende bzw. traditionalistische Bauweise finden lassen (Wohnhäuser Robert-Koch-Straße 2, Behringstraße 8 und 10, St. Arnual/Saarbrücken), zeigt etwa das Beispiel der Schule Ludweiler, daß die politischen Gegensätze der damaligen Zeit sich bei den kommunalen Bauten nicht immer bis in die Baugestaltung hinein nachweisen lassen. Quellen und weiterführende LiteraturKrebs, Gerhild, Geschichte des Köllertals 1918–1948. Die Dörfer Köllerbach und Püttlingen, Manuskript. Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 58, 59, 72, 204, 245. StA Püttlingen, Bestand 52, Nachlaß Rosalie Detzler, Schulchronik, Jahr 1926 (unpaginiert).
|
||||
|