Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
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Roger Seimetz

Musée National de la Résistance

Place de la Résistance-Brill, Esch-sur-Alzette

Baugeschichte

1956 von Ed Barbel gegründet; Einweihung am 22. Juli 1956; Urnen wurden aus KZs in den Sarkophag transferiert.

Pläne für ein Widerstandsmuseum existierten seit Kriegsende, für verschiedene Standorte; patriotische, administrative und urbanistische Erwägungen brachten mit sich, daß das Museum schließlich am Brill-Platz erbaut wurde. Architekten: Nicolas Schmit-Noesen und Laurent Schmit; Bauplaner: Crolla Frères.

Baugestalt

Totendenkmal – Sarkophag im Ehrenhof des Museums („Morts pour la Patrie“ – Arbeitsopfer des industriellen Aufschwungs Luxemburgs/Kriegsopfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges), in architektonischer Einheit mit dem Arbeitsamt (rechter Flügel) und dem Friedensgericht der Stadt Esch (linker Flügel). Das Museum ist ein in U-Form gegliederter Raum um einen zum Brill-Platz hin offenen, säulenflankierten Binnenhof und besteht aus drei Gebäuden mit Kastenfenstern; der Ehreneingang zum Museum ist ein Tor aus Gußeisen und Glas; zu Seiten des Sarkophags zwei Steinblöcke mit je drei Flachreliefstreifen, welche die Arbeit in den Minen/Resistenz, den Streik von 1942, KZs/Deportation, Hinrichtung, Maquis/Industrie, Befreiung und Wiederaufbau illustrieren. Werke von Claus Cito, Émile Hulten und Charles Kohl, Wandtafel: Foni Tissen. Das fehlende Postulat stilistischer Einheitlichkeit eröffnet dem heterogenen Museumskomplex die Chance, programmatische Möglichkeiten museographisch durchzuspielen und in mehreren Varianten historistische Elemente in ein Ideengebilde ohne seelenlosen Funktionalismus und megalomanische Monumentalität einzuflechten. Im Erdgeschoß auf 30 Stellwänden (Fotos und Dokumente): sachliche und lebendige Geschichte der wesentlichen Episoden, die das Schicksal des Luxemburger Volkes während des Zweiten Weltkriegs bestimmt haben: Im ersten Stock befindet sich eine Ausstellung mit Reliquien eines Leidens- und Ehrenweges, die von den „Amicales“ der ehemaligen Deportierten und Widerständlern gesammelt wurden. Eine Auswahl von Kunstwerken zum Drama des Widerstandes, geschaffen von bekannten Luxemburger Malern und Bildhauern.

Nutzung und Umnutzung

Anfänglicher Titel: Widerstandsmuseum; 1987 neu eröffnet.

Historischer Zusammenhang

Deutschland auf dem Weg zur Diktatur, das Streben nach Lebensraum, der Einmarsch der deutschen Truppen, der Weg ins Exil, die deutsche Zivilverwaltung, die Volksdeutsche Bewegung (VdB), die Gleichschaltung, die Judenverfolgung, die Widerstandsorganisationen, die geheimen Druckereien (in Gräbern und Grüften), die patriotische Propaganda, die „Personenbestandsaufnahme“ des 10. Oktober 1941, der Streik von 1942, die Umsiedlung, die Zwangsrekrutierung, geheime Verstecke, die Fluchtwege, die Kämpfer im Maquis (Maquisards), die Freiwilligenkämpfer in den alliierten Truppen, die geheime Nachrichtenübermittlung, V2-Produktion in Peenemünde, Sabotageakte und Waffenbeschaffung, die Repression, am Vorabend der Befreiung, die Befreiung, die Rundstedt-Offensive, die Heimkehr der Deportierten – all das sind Themen, die in der Ausstellung behandelt werden. Dokumente, Bilder und Gegenstände zum Thema Konzentrationslager des Naziregimes sind in Schaukästen ausgestellt und bezeugen die unleugbare Wirklichkeit der Konzentrationslager, ihres Elends und ihrer Unmenschlichkeit. Das Nationale Widerstandsmuseum ist eine Mahn- und Gedenkstätte in Erinnerung an all jene, die sich für die Freiheit opferten oder in deren Namen geopfert wurden.

 

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Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.