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Gerhild KrebsMilitär- und GrenzarchitekturAngriff und Verteidigung orientieren sich stets auch an den geographischen Bedingungen einer Landschaft sowie den jeweiligen Wirtschafts- und Territorialinteressen und künftigen Planungen. Die Planung von Kriegszügen, die Anlage von Befestigungen und der Verlauf von Grenzen folgen daher oft dem natürlichen Verlauf von Flüssen und Gebirgen, berücksichtigen aber auch stets die Lage wichtiger Straßen, Agrar-, Gewerbe- und Industriegebiete. Für die Anlage von Befestigungen galt in früheren Jahrhunderten, daß die Befestigung um so stärker sein mußte, je offener eine Landschaft ist. Lothringen ist ein markantes Beispiel für eine geographisch offene Landschaft, die mehrfach stark befestigt wurde und immer wieder als Durchmarschgebiet für Armeen aus Westen und Osten diente. Im Saar-Lor-Lux-Raum trafen immer wieder die Bedingungen für Kriege, Grenzverschiebungen und den Bau von Befestigungsanlagen zusammen, da sich hier auf deutscher und französischer Seite vielfache territoriale Wünsche, geostrategische Ziele, religionspolitische Interessen, nationale Prioritäten und wirtschaftliche Begehrlichkeiten kreuzten. Sebastien le Prêtre de Vauban hatte im späten 17. Jahrhundert im Auftrage König Ludwigs XIV. die Annexionen der Reunionskriege durch den Aufbau eines französischen Festungsgürtels zwischen Rhein und Maas zu sichern und nutzte dazu auch bestehende mittelalterliche Burgen (Lichtenberg im Elsaß, Bitsch, Luxemburg etc.). Die von Vauban geschaffene Befestigungslinie – wichtiger Bestandteil seiner Arbeiten in ganz Frankreich – beeinflußte alle späteren militärischen Konstellationen, Befestigungsbauten und Grenzziehungen im Saar-Lor-Lux-Raum. Nach 1871 suchte beispielsweise Frankreich etwa durch die Fortsetzung des Vauban-Werkes unter Sère de Rivières die natürlichen Gegebenheiten der lothringischen Landschaft in ein weiteres Befestigungskonzept umzusetzen. Die Stadtentwicklung mehrerer Städte der Großregion steht bis zur Gegenwart in engem Zusammenhang mit der Tätigkeit Vaubans und seiner Nachfolger: Die Festungen Luxemburg, Metz, Diedenhofen (Thionville), Longwy, Saarlouis und Bitche (Bitsch) bieten dafür Beispiele, ebenso wie Festung Montmédy oder für Metz die Bau- und Nutzungsgeschichte der Feste Kronprinz. Auch die südlothringischen Orte Phalsbourg (Pfalzburg) und Marsal wurden lange vom Militär geprägt. Marsals Entwicklung als Siedlung erlitt durch die Angriffe auf seine Festung empfindliche Rückschläge, die letztlich eine Weiterentwicklung zur Stadt verhinderten. Die preußische Festung Luxemburg, die 1867 unter den Bedingungen des Londoner Neutralitätsvertrages geschleift wurde, entwickelte sich danach zusammen mit der zivilen Stadt durch die Anlage ganz neuer Stadtviertel, nicht zuletzt unter deutschem, französischem und belgischem Einfluß auf Architektur und Stadtgestalt. In Saarlouis, der einzigen Festungsstadt an der mittleren Saar und einzigen französischen Stadtgründung im heutigen Saarland, sind es besonders die Vauban-Insel mit dem Deutschen Tor, die Altstadt und der Große Markt, die französischen Festungsbau und französische Stadtplanung des 17. Jahrhunderts, aber auch preußischen Festungsbau des 19. Jahrhunderts und die Probleme der Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert spiegeln. Manche Zollstationen blieben von der Zeit des Alten Reiches bis zum Schengener Abkommen in gleicher Funktion am gleichen Ort, so etwa im Bliestal, wo das Zollmuseum Habkirchen (Gemeinde Mandelbachtal) heute auf mehrere Jahrhunderte kontinuierlicher Grenzgeschichte der dortigen Zollbrücke und -station zurückblickt. An anderen Stellen des Saar-Lor-Lux-Raumes wechselte die Grenze ab dem späten 18. Jahrhundert im Abstand weniger Jahrzehnte gleich mehrfach: Kaum entsprach die Grenze zwischen Lothringen und Nassau-Saarbrücken seit 1766 der zwischen Frankreich und Deutschland, lösten die Koalitionskriege ab 1792/1793 und Napoleons Fall diese Grenze wieder auf, die 1814 und 1815 in jeweils verändertem Verlauf neu erstand, in den späten 1820er Jahren neu vermessen und in Details auch später noch korrigiert wurde; letzteres ist am Beispiel des Dorfes Leidingen (Leiding) zu beobachten. Mit der Entstehung des Großherzogtums Luxemburgs kam eine weitere Staatsgrenze in der Großregion hinzu. Von 1815 bis 1918 spalteten neben den deutsch-französisch-luxemburgischen Staatsgrenzen außerdem innerdeutsche Staatsgrenzen das heutige Saarland in einen bayerischen und einen preußischen Teil. Nachdem im Deutsch-Französischen Krieg 1871 die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich nach Westen verschoben worden war, wurde auf deutscher Seite dem Bau von Kasernen große Bedeutung eingeräumt, sowohl im preußischen Teil des Saarreviers wie im neuen Reichsland Elsaß-Lothringen. In Neunkirchen überlagerte sich beim Bau der Bachschule 1905 schon im Entwurf die zivile mit einer eingeplanten militärischen Nutzung, eine für das wilhelminische Deutschland sehr bezeichnende Gestaltungsform öffentlicher Gebäude. Neben Neunkirchen und St. Wendel waren vor allem Saarbrücken und St. Johann Standorte preußischer Garnisonen. Das Bezirkskommando ließ sich am Landwehrplatz in St. Johann nieder. Die vorrangig militärische und erst in zweiter Linie geographische Entscheidung für den Standort des Bahnhofs auf dem rechten Saarufer hatte den Rang von St. Johann bereits wesentlich erhöht. Der künftige Standort des Bezirkskommandos wurde für die Zukunft der beiden Städte als so zentral eingeschätzt, daß die Bürgermeister der rivalisierenden Städte Saarbrücken und St. Johann, Neff und Feldmann, am 22. Oktober 1894 persönlich zu den Waffen griffen und sich duellierten. Der letzte Kasernenkomplex, der in der Garnisonsstadt Saarbrücken zwischen 1898 und 1913 errichtet wurde, war die Artilleriekaserne St. Arnual, später durch die französischen Besatzungstruppen genutzt. Die St. Arnualer Kasernengebäude sind als einzige von insgesamt fünf ehemaligen Garnisonen in Saarbrücken und St. Johann baulich weitgehend erhalten geblieben. Die Reste der Ulanenkaserne an der Mainzer Straße wurden nach 1935 zur Polizeikaserne umgewandelt; das Gebäude wird in dieser Funktion bis heute genutzt. Der Standort der ehemaligen siebziger Kaserne ist im heutigen Stadtbild kaum mehr aufzufinden. Auf lothringischer Seite markierten zur gleichen Zeit der Bau bzw. die Veränderungen an den Festungen der Maashöhen, insbesondere der Festungen von Troyon und der Festungen von Toul die Grenzbefestigungen. Die Erinnerungsstätten von Verdun und das Museum Keil von St. Mihiel in Thiaucourt halten die großen Schlachten des Ersten Weltkrieges in Erinnerung. Über Aufbau und Gestaltung des lothringischen Abschnitts der Maginotlinie sowie über den saarländischen Abschnitt im Westwall informieren im vorliegenden Kapitel zwei Überblickstexte. Ein Beispiel dafür, wie ein ehemaliger Militärbau des Mittelalters durch die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt wurde, bietet das Schloß Berg in Perl, das heute als Hotel und Casino zu einem Ort der Erholung und Unterhaltung geworden ist. Wo 1944/1945 die Endkämpfe tobten, die als Hölle am Orscholzriegel bekannt wurden, begleitet heute ein deutsch-amerikanisches Friedensdenkmal den friedlichen Blick über das Moseltal nach Luxemburg und Frankreich. Viele weitere Orte des Kriegsgeschehens werden in anderen Kapiteln dargestellt, vor allem im Zusammenhang mit den Gedenkstätten. Heute sind im Zeichen des Schengener Abkommens von 1992 die Grenzen innerhalb des Saar-Lor-Lux-Raumes dabei, nahezu unsichtbar zu werden: Die Gebäude an den Grenzübergängen werden mittlerweile zu privaten oder gewerblichen Zwecken umgenutzt, viele wurden inzwischen auch abgerissen. An die Vereinbarungen des Abkommens erinnert das europäische Denkmal Schengen in dem luxemburgischen Grenzort Schengen an der Mosel, der Schauplatz des Vertragsabschlusses war. Zur Feier des Schengener Abkommens wurde von den Städten Saarbrücken und Forbach das erste Saarländisch-Lothringische Nachbarschaftsfest ins Leben gerufen. Es wird seither als vielbesuchtes Volksfest im Mai jeden Jahres am ehemals wichtigsten Grenzübergang der Gegend gefeiert, an der Goldenen Bremm. Spuren von Grenzverschiebungen im Kontext von BefestigungskonzeptenBeispiele alter GrenzsteineAuf der Gemarkung des saarländischen Dorfes Karlsbrunn (Gemeinde Großrosseln) wurden 1766 zwischen Nassau-Saarbrücker und dem königlichen französischem Territorium neue Grenzsteine errichtet. Damit wurde ein neuer Grenzverlauf markiert, den der Tauschvertrag von 1766 vorsah. Der Vertrag war nach dem Tode des letzten Herzogs von Lothringen, Stanislas Leszczynski, geschlossen worden, des Schwiegervaters des französischen Königs. Mit Leszczynskis Tod war Lothringen an den Ehemann seiner Tochter und damit endgültig an die französische Krone gefallen. Die denkmalgeschützten Grenzsteine markieren heute ein Stück der administrativen Grenze zwischen dem Stadtverband Saarbrücken und dem Landkreis Saarlouis. Im Jahr 1779 wurde in Saarhölzbach bei Mettlach anläßlich der Teilung der alten Gemeinherrschaft Merzig-Saargau zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Königreich Frankreich ein neuer Grenzstein gesetzt. Der denkmalgeschützte Stein, der im Garten des Pfarrhauses von Saarhölzbach steht, zeigt entsprechend die Wappen von Kurtrier (Trierer Kreuz) und der französischen Krone (Bourbonische Lilien). Ostfranzösischer Festungsbau nach 1871Nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg wurde in Frankreich eine Revision des gesamten Militärwesens durchgeführt. Dazu gehörte auch die Errichtung eines Festungssystems, das vor dem deutschen Nachbarn schützen sollte. General Séré de Rivières wurde mit der Durchführung beauftragt und errichtete eine Doppelkette von großen Forts und anderen Befestigungsanlagen. Sie verlief von Belfort im Süden entlang der Vogesen und der Mosel bis Épinal sowie ab Toul an der Maas entlang bis Verdun; nördlich davon schlossen sich die Berge der Argonnen und die Ardennen an, die zu diesem Zeitpunkt noch als fast unüberwindlich galten. Die nun errichteten moderneren Forts und Befestigungswerke verfügten über gepanzerte, teilweise versenkbare Beobachtungs-, Geschütz- und Maschinengewehrtürme, die als unzerstörbar galten. Zu den Befestigungen gehörten außerdem weitreichende Graben- und Stacheldrahtsysteme, zahllose kleinere Feldstellungen, Bunker und Unterstände. Zwischen Épinal und Toul wurde absichtlich eine 60 km lange Lücke in der Befestigungslinie gelassen. In der Lücke, nach dem Städtchen Charmes als „Trouée de Charmes“ (Schneise von Charmes) benannt, gedachte man eventuelle deutsche Angreifer wie in einem Sack zu fangen. Als Antwort auf diese französische Verteidigungskonzeption entstand in Deutschland der Schlieffen-Plan, der für den Fall eines Krieges eine Umfassungsbewegung zur Eroberung Nordfrankreichs und Umgehung der Stadt Paris vorsah und damit auch den ostfranzösischen Befestigungsgürtel umgehen sollte. Der Erste WeltkriegDie Angriffsbewegung des Schlieffen-Planes, die den deutschen Durchmarsch durch die neutralen Länder Luxemburg und Belgien voraussetzte, wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges in modifizierter Form auch durchgeführt. Dabei eroberte die kaiserliche Armee in sehr kurzer Zeit die wesentlich moderneren belgischen Forts und die französische Vorzeigefestung Manonviller, um dann östlich von Paris nach Süden abzuschwenken. Dreh- und Angelpunkt der Gesamtbewegung sollte Verdun sein. Die französische Generalstabsplanung sah eine Aufteilung der Armee in zwei Heeresgruppen vor, deren kleinere südliche Heeresgruppe mit zwei Armeen zwischen Nancy und Toul sowie zwischen Épinal und Belfort aufmarschieren und dort zur kräftebindenden Offensive dienen sollte, während die größere nördliche Heeresgruppe sich im Raum westlich von Metz bereithalten sollte, um die von Belgien kommende deutsche Offensive durch eine entscheidende Schlacht in Lothringen aufzuhalten. Durch die Offensive des französischen Heeres und der britischen Truppen wurde der deutsche Angriff auf Paris gestoppt. Der Widerstand der französischen Truppen brachte im September 1914 auch den Angriff auf die Maas und die Festung Verdun ins Stocken. Die deutsche Heeresleitung unter Erich von Falkenhayn beschloß im Spätjahr 1915, die Kriegsentscheidung an der Westfront durch langsames Ausbluten des französischen Heeres bei Verdun herbeizuführen. Falkenhayns theoretisches Konzept enthielt jedoch schwerwiegende Fehleinschätzungen. Der Stellungskrieg um Verdun und diesen Frontabschnitt an der Maas, der im Februar 1916 begann und erst im September 1918 mit der Zerschlagung des Keils von St. Mihiel durch US-Truppen endgültig beendet wurde, zählt zu den längsten Schlachten der bisherigen Geschichte. Die ZwischenkriegszeitNach der deutschen Kapitulation und dem Waffenstillstand am 11. November 1918 folgten Verhandlungen der Alliierten über einen Friedensvertrag, von denen Deutschland ausgeschlossen blieb. Obwohl die inhaltlichen Bestimmungen des Versailler Vertrages einem Kompromiß zwischen den Forderungen Frankreichs und den Vorstellungen von US-Präsident Wilson und dem britischen Premierminister David Lloyd George darstellten, lösten die festgelegten Reparationszahlungen und Gebietsabtrennungen in der deutschen Öffentlichkeit eine extreme Abwehrreaktion aus. Die Grenzverschiebung trennte das neu geschaffene Saargebiet unter Verwaltung des Völkerbundes von Deutschland ab. Die französische Militärverwaltung (1918–1920), die Anwesenheit französischer Truppen bis 1930 und die französische Dominanz im Zivilleben prägten die Saarregion bis 1935. Nach der Volksabstimmung (13. Januar 1935) wurde das Saargebiet administrativ ins nationalsozialistische Reich eingegliedert und bildete ab 1. März 1935 zusammen mit der Pfalz den Gau Saarpfalz. Für diese neugeschaffene nationalsozialistische Verwaltungsebene wurde reichsweit die mittelalterliche Bezeichnung Gau verwendet, die ursprünglich bestimmte Landschaften bzw. Rechtsgefüge bezeichnet hatte. Der innere Aufbau und die ideologische Fundierung der nationalsozialistischen Reichsidee orientierte sich an der nostalgischen, idealisierenden und national überhöhten Mittelalterbegeisterung des 19. Jahrhunderts, die wiederum unter anderem auch ein Reflex auf die Zerschlagung des Alten Reiches durch Napoleon im Jahr 1806 gewesen war. Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wurden beiderseits der deutsch-französischen Grenze zwei neue Befestigungslinien errichtet. Die Maginotlinie war als Befestigungskonzept das direkte Ergebnis der Schlacht um Verdun (1916–1917). Der Bau der mächtigen Befestigungen an der französischen Nord- und Ostgrenze begann in der Amtszeit des französischen Kriegsministers Paul Painlevé 1926–1929 und wurde 1929–1932 unter seinem Nachfolger Maginot fortgesetzt. Nach ihm wurden die Befestigungen auch benannt – Maginot hatte als Sergeant an der Schlacht von Verdun teilgenommen und war dabei verwundet worden. Die Maginotlinie bildete die militärische Fortsetzung der Befestigungslinie, die zuvor Séré de Rivières hatte errichten lassen. Auf deutscher Seite entstand mit immensem logistischem Aufwand ab 1937 der Westwall, dessen gesamter geplanter Bauumfang nie fertiggestellt wurde, weder bis zum Frankreichfeldzug 1939/1940 noch 1944/1945 anläßlich der Kämpfe im letzten Kriegswinter. Neben der Belowkaserne in Saarbrücken, aus der nach 1945 der Standort der Universität des Saarlandes wurde, und der Hoeferkaserne in Homburg, die heute zu Wohnzwecken dient, errichtete die Wehrmacht auch beiderseits der heutigen Tholeyerstraße in St. Wendel einen neuen Kasernenkomplex mit den Quartieren Tritschler und Welvert. Beide Quartiere sind in ihrem Baubestand noch vorhanden, werden aber seit Ende der 1990er Jahre zu einem großen Gewerbegebiet umgestaltet. Im ehemaligen Quartier Tritschler befindet sich die denkmalgeschützte ehemalige Zeppelin-Halle, ein Stahlbetonbau der 1930er Jahre mit Kielbogendecke. Lothringen und Luxemburg wurden im Sommer 1944 von den vorrückenden US-Armeen befreit. In Luxemburg gedenkt man daher besonders der damals dort einrückenden 6. US-Armee unter General Patton. Nach erbitterter Gegenwehr der Reste deutscher Truppen an der Saar (Orscholz-Riegel, Saarlouis, Fraulautern) endete der Zweite Weltkrieg für die Großregion im Verlauf des Monats März 1945 mit dem Einrücken der US-Truppen im Saarland. Die deutsche Kapitulation am 8. Mai 1945 brachte das formelle Kriegsende. Wiederaufbau und NachkriegszeitDer Gebietsbestand Luxemburgs wurde wiederhergestellt und Lothringen wieder administrativ nach Frankreich eingegliedert. Im Saarland löste am 10. Juli 1945 eine französische Besatzungsverwaltung die bisherige amerikanische ab. Frankreichs Besatzungszone umfaßte außerdem die Pfalz, die Rheinpfalz inklusive Mainz sowie Baden und Süd-Württemberg-Hohenzollern; das Oberkommando der Zone befand sich in Baden-Baden. Nach der Schaffung einer Art ziviler Exekutive mit beschränktem Mitspracherecht in Gestalt der Verwaltungskommission des Saarlandes (1946) endete mit den ersten demokratischen Wahlen, der Schaffung einer saarländischen Verfassung und der Bildung einer Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann im Verlauf des Jahres 1947 die französische Militärverwaltung im Saarland. Das autonome Saarland galt als eigener Staat, war außenpolitisch aber von Frankreich abhängig und verblieb wirtschaftlich bei Frankreich. Oberst Gilbert Grandval, zuvor Generalbevollmächtigter, wurde nun Hochkommissar Frankreichs an der Saar und war gegenüber der saarländischen Regierung mit weitreichenden Vollmachten versehen. Das endgültige Schicksal des Saarlandes, dessen Gebietsbestand sich bis 1947 noch geringfügig verändert hatte (Kreis Saarburg, Ostertal), blieb zunächst ungeklärt und stellte in den Nachkriegsbeziehungen Deutschlands und Frankreich eine permanente Irritation dar. Zwischen den beiden Regierungen wurde schließlich im Herbst 1954 das sogenannte Saarstatut ausgehandelt, das mit der Europäisierung der Saar eine gänzlich neue Lösung anstrebte. Eine Volksabstimmung lehnte das Statut am 23. Oktober 1955 mit rund zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen ab. Frankreich akzeptierte dies sofort als ein Votum für die Rückkehr zu Deutschland, obwohl im Wortlaut des Abstimmungstextes davon nicht die Rede gewesen war. Die bislang letzte Grenzverschiebung im Raum Saar-Lor-Lux war die Rückkehr des Saarlandes zu Deutschland, die nach der Abstimmung 1955 und dem Luxemburger Vertrag 1956 in zwei Schritten erfolgte: Staatsrechtlicher Anschluß am 1. Januar 1957 und wirtschaftlicher Anschluß am 6. Juli 1959. Der wirtschaftliche Anschluß war der in der Bevölkerung lange erwartete sogenannte Tag X, an dem die Zollschranken zu Deutschland fielen und die Währung auf D-Mark umgestellt wurde. Die Bundeswehr richtete nach der Rückkehr des Saarlandes zu Deutschland mehrere Standorte ein, darunter vor allem die Garnisonen St. Wendel, Saarlouis und Lebach. St. Wendel blieb bis 1996 zugleich einer der großen französischen Truppenstandorte in Deutschland. Kleinere Einrichtungen wie z.B. das Bundeswehrdepot St. Ingbert in einer ehemaligen Baumwollspinnerei kamen überall im Land dazu. Das Depotgebäude (Alte Bahnhofstraße 15) steht heute unter Denkmalschutz. Das Schengener Abkommen, das 1992 in dem luxemburgischen Grenzort Schengen an der Mosel abgeschlossen wurde, hat für die Großregion Saar-Lor-Lux mit dem Wegfall der Zollkontrollen an den ehemaligen Grenzübergängen einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum grenzenlosen Europa gebracht. Quellen und weiterführende LiteraturHudemann, Rainer/Jellonek, Burkhard/Rauls, Bernd, unter Mitarbeit von Marcus Hahn (Hg.), Grenz-Fall. Das Saarland zwischen Frankreich und Deutschland 1945-1960, St. Ingbert 1997. Rohde, Horst/Ostrovsky, Robert, Militärgeschichtlicher Reiseführer Verdun, Herford/Bonn 1992. Seck, Doris, Unternehmen Westwall, Saarbrücken 1980, 2. Auflage 1981 (Saarländische Kriegsjahre, Bd. II). Dies., Saarländische Kriegsjahre. Es begann vor 40 Jahren, Saarbrücken 1979, 7. Auflage 1986 (Saarländische Kriegsjahre, Bd. I). Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 54, 97, 211, 219, 228, 232. Stadtverband Saarbrücken (Hg.), „Als der Krieg über uns gekommen war...“. Die Saarregion und der Erste Weltkrieg. Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, Saarbrücken 1993. Stadtverband Saarbrücken (Hg.), Von der „Stunde 0“ zum „Tag X“. Das Saarland 1945–1959. Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, Saarbrücken 1990. Wittenbrock, Rolf, Die drei Saarstädte in der Zeit des beschleunigten Städtewachstums (1860–1908), in: Ders. (Hg.), Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 2, Saarbrücken 1999, S. 37–38.
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