Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
    Druckversion (PDF)    
   

Gerhild Krebs

Leben und Sterben für Frankreich: Michel Ney (1769–1815)

1769 kam Michel Ney als Kind des Küferehepaars Peter Ney/Margarethe Grevelinger in der damaligen Saarlouiser Biergasse zur Welt. Saarlouis war damals die einzige französische Festung an der mittleren Saar. Der zweisprachige Ney wurde zunächst Schreiber auf der Dillinger Hütte, verlor aber mit 19 Jahren das Interesse an dieser Tätigkeit und ging in Metz zur bourbonischen Armee, wo er in das angesehene Husarenregiment Colonel-Général eintrat. Bei Ausbruch der Revolution war er einfacher Unterleutnant. Der Berufssoldat, von Zeitgenossen als unbekümmert und draufgängerisch beschrieben, stieg schnell zum Divisionsgeneral auf. Ney heiratete im Juli 1802 Aglaé-Louise Auguié (1782–1854); die glückliche Ehe wurde von Josephine Bonaparte gestiftet. Napoleon machte den 35jährigen Ney zum Marschall von Frankreich. 1806 schlugen die französischen Truppen in der Schlacht von Jena und Auerstedt das preußische Heer – Ney war dabei Befehlshaber des 6. Armeekorps. Napoleon überhäufte Ney mit weiteren Ehren: 1808 machte er den Marschall, zwischenzeitlich Korpskommandant des 3. Armeekorps, zum Herzog von Elchingen, kurz darauf zum Fürst von der Moskwa und nannte Ney den „Tapfersten der Tapferen“. Ney warnte mehrfach vor dem Rußlandfeldzug, machte ihn dennoch in verantwortlicher Position mit und deckte später unter Verlust seines ganzen Korps den Rückzug der kaiserlichen Armee aus Rußland. Er verließ als buchstäblich letzter Mann der gesamten „Grande Armee“ den russischen Boden. Am 4. April 1814 versuchte Napoleon in Fontainebleau vergeblich, seine Marschälle zum Marsch auf Paris zu bewegen – Ney verhinderte dies durch sein entschlossenes Auftreten und rettete dadurch viele Menschenleben. Am 30. Mai 1814 wurde der 1. Pariser Frieden geschlossen. Ney, der Napoleons Sache verloren glaubte und von diesem zum Gehorsam auch unter den neuen Herrschern aufgefordert worden war, leistete den zurückgekehrten Bourbonen den schuldigen Treueeid und wurde zum Pair von Frankreich ernannt. Nach Napoleons Rückkehr von Elba (26. Februar 1815) sollte Ney im Auftrag der geflohenen bourbonischen Familie den vorrückenden Napoleon aufhalten, was sich als aussichtslos erwies. Ney suchte einen Bürgerkrieg zu verhindern, ergab sich Napoleon und schloß sich ihm am 18. März 1815 erneut an. Er wurde in den Nordosten des Landes entsandt, um die dortigen Grenzbefestigungen zu inspizieren. Saarlouis und Saarbrücken besuchte er bei dieser Gelegenheit zum letzten Mal und brachte der Bevölkerung, in der heimischen Mundart sprechend, das von ihm ernstgemeinte Versprechen, Napoleon werde keinen Angriffskrieg führen. Er sicherte den Saarbrückern auch die Gründung einer Handelskammer zu, was kurze Zeit darauf bestätigt wurde (4. Juni 1815). In der Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) führte Ney zum letzten Mal die kaiserlichen Truppen; als er deren Ausgang absah, suchte er vergeblich den Tod in der Schlacht. Einen im Juni 1815 geplanten Fluchtversuch führte Ney nicht aus, sondern blieb in Südfrankreich, wo er im August verhaftet wurde. Die französische Pairs-Kammer unter den erneut zurückgekehrten Bourbonen verfügte in einem Prozeß, dessen Ausgang von Anfang an feststand, den Tod Michel Neys wegen Verrats an der französischen Nation. Er wurde am 7. Dezember 1815 im Garten des Palais Luxembourg von einem zwölfköpfigen Erschießungskommando aus Kriegsveteranen hingerichtet und erst kurz nach der Proklamation der zweiten Französischen Republik (26. Februar 1848) rehabilitiert. An seinem Todestag im Jahr 1853 wurde in Paris ein Ney-Denkmal errichtet, am 15. August 1860 auch ein solches in Metz. Ney ist auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise bestattet.

Quellen und weiterführende Literatur

Klitscher, Ernst, Michel Ney. Soldat der Revolution – Marschall des Kaisers, Saarbrücken 1993.

Kreisstadt Saarlouis/Städtisches Museum (Hg.), Ludwig Karl Balzer (Bearb.), Tragischer Held Michel Ney und sein Denkmal auf der Vauban-Insel, Saarlouis 1996; dem Jubiläumsband 300 Jahre Gymnasium Saarlouis am Stadtgarten, Saarlouis 1991, mit geändertem Titel entnommen.

 

>> zurück zum Seitenanfang

   
   
   
Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.