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Roger SeimetzHochöfen von EschBelval, Esch-sur-AlzetteBaugeschichteVon 1908 bis 1912 erbaute die Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft die Hütte „Adolf-Emil“, das erste große integrierte Hüttenwerk Luxemburgs auf dem Gebiet der Stadt Esch (sechs Hochöfen, ein Thomas-Stahlwerk, zwei Mischer, vier Konverter, acht Walzstraßen). BaugestaltAnfang des 20. Jahrhunderts galten diese Hochöfen als überaus modern. Sie waren großflächig konzipiert und stehen heute noch in der ganzen Welt. Bauliche Veränderung1919 hat die „Société Métallurgique des Terres Rouges“ alle Besitztümer der „Gelsenkirchener Bergwerks AG“ auf der linken Seite des Rheins übernommen, unter anderem die Hütte „Adolf-Emil“, die von nun an unter dem Namen „Esch-Belval“ betrieben wurde. 1936 wurde letztgenannte Gesellschaft von der ARBED übernommen. Nutzung und UmnutzungIn den sechziger Jahren wurde die Hütte von Grund auf modernisiert. Die sechs alten Hochöfen wurden abgerissen und durch drei größere ersetzt. Im Juni 1965 wurde der Hochofen A angestochen (tägliche Produktion: 2300 t), im April 1970 der Hochofen B (3000 t). 1979, mitten in der Eisenindustriekrise, folgte der Hochofen C (4000 t). Das Ende der Hochöfen wurde eingeleitet mit dem Übergang zur Stahlproduktion in Elektroöfen. Hochofen C wurde am 31. März 1987 geschlossen und in China wieder aufgebaut; Hochofen A erlosch am 19. Januar 1995 und wurde vom ARBED-Konzern an den Luxemburger Staat verschenkt, gefolgt am 28. August 1997 vom Hochofen B, dem letzten in Luxemburg. Der nichtbenutzte Teil des Industriestandorts Esch-Belval wird als Industriebrache Möglichkeiten schaffen, um neuen „Industriebranchen“ Auftrieb zu geben: neue Industrien, wirtschaftliches und kulturelles Engineering und dessen Aktivitäten. Museal soll der Hochofen-Standort Esch-Belval die wesentliche Rolle der Eisenindustrie in der Minettegegend veranschaulichen. Historischer ZusammenhangDie Hochöfen der Hütte (Schmelz) Esch/Belval versinnbildlichen den durchschlagenden industriellen Aufschwung des Eisenerzbeckens ab Ende des letzten Jahrhunderts. 1911 fusionierten die „Société des Mines de Luxembourg et des Forges de Sarrebruck“ (mit Hütten in Esch und Burbach), die „Société des Forges d’Eich“ (Hütte in Dommeldingen) und die „Société des Hauts-Fourneaux et Forges de Dudelange“ (Hütte in Düdelingen) und gründeten die „Aciéries réunies de Burbach, Eich et Dudelange“, ARBED. Die Fusion erfolgte in vertikaler Integration: technische Konzentration – Hochöfen, Stahlwerk, Walzwerk („gemischte Hütte“), sowie in horizontaler Integration: ökonomische Konzentration – Eisenerz, Kohle, Stahl, Schmelzen und Fertigprodukt + Bank- und Kreditwesen. Abhängigkeit der luxemburgischen Industrie von Deutschland: Kohleeinfuhr, Kapital und Absatz der Produkte (1913: 91%). Deutsche Industrieinteressen hatten sich fest im Saar-Lor-Lux-Raum eingenistet. Produktion 1913: 404000 t Roheisen und 360000 t Stahl, womit Luxemburg weltweit an sechster Stelle stand. Die Produktion der Hütte erreichte ihren Höhepunkt 1973 mit 1782000 t Stahl und 1513000 t Roheisen. 7881 Leute waren beschäftigt, 6875 Arbeiter und 1006 Beamte und leitende Angestellte. Angestellte auf mittleren Ebenen: ca. 2000, zu 65% ausländischer, vor allem deutscher und italienischer Herkunft. Quellen und weiterführende LiteraturLeboutte, René/Puissant, Jean/Scuto, Denis, Un siècle d’histoire industrielle – Belgique, Luxembourg, Pays-Bas, industrialisation et sociétés 1873–1973, Sedes 1998. Scuto, Denis, Industrialisation du Luxembourg de 1800 à 1914, Luxemburg 1988. Ders., Industriekultur in Esch. Eine stadtgeschichtliche Wanderung durch die Luxemburger Minettemetropole, Esch-sur-Alzette o.J. Service des Sites et Monuments Nationaux (Hg.), Patrimoine industriel, Luxemburg 2000. Trausch, Gilbert, Le Luxembourg à l’époque contemporaine, Luxemburg 1981.
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