|
||||
Druckversion (PDF) | ||||
Roger SeimetzArbeitersiedlung Brill-ViertelDudelange (Düdelingen)BaugeschichtePlanung: 1894 von der SA des Hauts Fourneaux et Forges de Dudelange (gegründet 1882 von Norbert Metz, der Société Metz & Cie, Victor Tesch und dem Comte de Bertier, Großgrundbesitzer in Düdelingen), zur Zeit als Émile Mayrisch als technischer Direktor die Leitung des Düdelinger Hüttenwerks übernommen hatte. Mayrisch war maßgeblich an dem sozialen Werk sowohl dieser Aktiengesellschaft wie später der ARBED beteiligt. Die Siedlung wurde 1898 begonnen und in mehreren Etappen ausgebaut. Architekt der 1920er Jahre: Léon Muller. Die letzten Arbeiterhäuser wurden 1951 errichtet. Der Bau von Arbeiterwohnungen sollte die Erfüllung verschiedener Anforderungen gewährleisten: gesunde Lage, ausreichender und zugleich billiger Wohnraum, abgeschlossene Wohnungen, freier Zutritt zu Licht, Luft und gutem Wasser, Abfallbeseitigung und Rücksicht auf lokale und soziale Gepflogenheiten. BaugestaltRasterförmig angelegtes Straßennetz und gleichförmige Backstein-Cottages mit umgebenden Gärten. Vor dem Ersten Weltkrieg: 126 Wohnungen, 23 Vierfamilienhäuser zwischen 1898 und 1906, 1911 17 Doppelhäuser. Es wurden ebenfalls neun Doppelhäuser für Beamte gebaut. Die Häuser der Arbeitersiedlung sind einfache, vierachsige Backsteinbauten, deren Fassade durch einen Fries am Obergeschoß verziert ist. Eternit-Platten schützen den Westgiebel vor Witterungseinflüssen. Von den Vierfamilienhäusern enthält der größte Teil je zwei Dreizimmerwohnungen im Erdgeschoß und zwei im Obergeschoß. Vorbild: Siedlungen der Firma Krupp. Bauliche VeränderungAusbauphasen: 1902, 1906, 1911, 1921, 1926. Neuorientierung in den 1920er Jahren: städtebauliche Erweiterung auf Initiative Mayrischs: 101 Häuser entstanden nach Vorschrift: Arbeiterhäuser als Reihen-, Gruppen und Kettenhäuser; Kellerraum: 2,20 m hoch, Erdgeschoß 3 m, 1. Stock 2,80 m; jede Wohnung, in allen Teilen unabhängig vom Zwillings- oder Nachbarhaus, mit Wohnküche, Stube, drei Schlafzimmern, Waschküche, Nebengebäude mit WC und Stall. 1979–1984/1986 wurde die Arbeitersiedlung im Auftrag des Fonds de Logement à Coût Modéré modernisiert und ausgebaut; Häuser wurden zum Kauf angeboten. Nutzung und UmnutzungVom seriellen Arbeiterhaus zum individualistisch gestalteten Eigenheim. Historischer ZusammenhangEnde des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts werden Fürst und Kirche als Mäzene abgelöst von Staat, Stadt, Industrie- und Wirtschaftsmagnaten. Von der Fuggerei in Augsburg bis zur idealen Gartenbaustadt (England, Italien, Frankreich) erstreben Planer, Träger und Gestalter Licht, Luft und Ordnung und ein salonfähiges Arbeiterhaus. Kokette Musterhäuser werden in den 1930er Jahren in Luxemburg angeboten. Ob Zurück-zur-Natur-Trend der Aufklärung und der Romantik, emanzipatorische Ideen der Französischen Revolution oder Konzepttypen der Ville sociale, der Gartenstadt und der Arbeitersiedlung, vorrangig waren und blieben, jedenfalls ideell, die volkspädagogische Absicht der Projekte und der populäre Gedanke einer staatlichen, städtischen oder industriemäzenatischen Wohnungsvergabe. Das Miethaus tritt in den Vordergrund der architektonischen Bedürfnisse und reiht sich in die Reihe revolutionärer „Ismen“ ein, obwohl weder die Arbeiter- und Proletarierbehausung noch das Bürgerhaus viel zur architekturkünstlerischen Stilbildung beigetragen haben. Quellen und weiterführende LiteraturBerger, Rolf und Eva, Bauwerke betrachten, erfassen, beurteilen, Augsburg 1994. Koch, Wilfried, Baustilkunde, München 1991. Lorang, Antoinette, Luxemburgs Arbeiterkolonien und billige Wohnungen: 1860–1940, Luxemburg 1994. Neufert, Peter, Bauentwurfslehre, Braunschweig/Wiesbaden 1992.
|
||||
|