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Roger SeimetzMonument National de la Solidarité LuxembourgeoisePlateau du Saint-Esprit (Heilig-Geist-Plateau), LuxemburgBaugeschichteAuf dem Kanounenhiwwel (Kanonenhügel) – gehörte zur ehemaligen Kaserne bzw. Festung Luxemburg, wo zum Nationalfeiertag Salutschüsse abgefeuert wurden; vormals Bastion der Festung Luxemburg und Kloster – in der Nähe des Stadtzentrums. Initiative: Staats- und Premierminister Pierre Werner durch ein Schreiben an den Conseil National de la Résistance und die Fédération des Victimes du Nazisme Enrôlés de Force vom 3. Mai 1968 (seit 1967 gibt es starke Bewegungen im Sinne solidarischer Einheit). Studienkommission: 12. Juli 1968 (ministerieller Beschluß); Wettbewerb: 20. Mai 1969; 14 Projekte wurden eingereicht; Sachverständigenkollegium: Pierre Gilbert, Architekt; Constant Gillardin, Direktor der Öffentlichen Bauten-Verwaltung; Joseph-Émile Muller, Kunstkritiker; Édouard Probst, Vorsitzender der Commission des Sites et Monuments; Joseph Kons, Stadtarchitekt; Auguste Trémont, Bildhauer; Lily Unden, Malerin; Lucien Wercollier, Bildhauer; Vorsitz: Georges-Henri Pingusson, Professor an der École des Beaux-Arts in Paris. Der erste Preis ging an François Gillen, Maler und Bildhauer, und René Mailliet, Architekt. Beginn der Konstruktionsarbeiten: 3. Mai 1971, Abschluß: Anfang Oktober 1971; Einweihung: 10. Oktober 1971. BaugestaltDas Monument sollte nicht nur „Memorial“ sein, sondern eine weitere Funktion ausüben: die „Flamme (das „ewige“ Licht) der Erinnerung“ sollte vom Boulevard Royal und dem Viaduc (Passerelle bzw. Alte Brücke) aus sichtbar sein; eine architektonische Öffnung in die Muschelwindungen des architektur-ikonographischen Monuments war ausschlaggebend. Die Bedeutung seines historischen Bezuges wird erschlossen, wenn der ideengeschichtliche Zeitkontext hergestellt wird. Die Architektur des nationalen Monuments Luxemburger Solidarität bietet die Möglichkeit, übergeordnete Ideen und metaphysische Gedanken in architektonischem, geschichtlichem und geisteswissenschaftlichem Bezug auszudrücken. Diese übergeordnete Idee soll sich in der Form des Baus widerspiegeln (Architektur-Ikonologie). Das ursprüngliche Projekt von Gillen/Mailliet wurde in diesem Sinne umgedacht und wiederaufgearbeitet (Kapelle „der Besinnung“), und der Glasmaler François Gillen entwarf Wandflächen mit farbigen Kirchenfenstermotiven. Von oben einfallendes, natürliches Licht ist klimaabhängig, also orts-, zeit- und witterungsgebunden, demnach nur bedingt planbar. Künstliches Licht und die damit erzeugte Beleuchtung und Ausleuchtung über Licht- und Verschattungseffekte dagegen bleibt planbar. Das Tor als gefängnis-, KZ-artiges Gitterwerk ermahnt zur Erinnerung an Leid und Knechtschaft, die umschließenden Mauern an die Unmöglichkeit, dem Schicksal zu entrinnen, der Innenhof an die in Gefangenenlagern absolvierten „Freizeit“-Runden. Die skulpturale Architektur der „Gefängniszelle“ zeichnet das alltägliche Drama durch Silentium und Penitentia, ein architektonisches huis-clos. Das Bunkerhafte des Monuments erinnert an das Wehrhafte der Stadt Luxemburg, an die Ligne Maginot, an Burgfeste und Verteidigungsforts. Antithese: Das Spiel der Farben und Lichter (blau, violett, weißlich, braun) im Stile Chagalls, Goyas und Picassos („Guernica“), eine abstrakte Glasbeton-Ikonographie, die in der rohen Architektur den Kontrast zur Farblichkeit betont hervorhebt. Inmitten der „flammenden“ Fenster ein Grabstein, steinernes Abstraktum als Kontrapunkt zu belliziösem Absurdum. Historischer ZusammenhangDas Erinnerungsmahnmal versinnbildlicht die luxemburgische Solidarität gegen die deutsche Besatzungsmacht. Inschrift: D’Hemecht hiren Doudegen 1940 1945 (Die Heimat ihren Toten). Quellen und weiterführende LiteraturBerger, Rolf und Eva, Bauwerke betrachten, erfassen, beurteilen, Augsburg 1999. Petit, Joseph, Le Monument National de la Solidarité Luxembourgeoise, Luxemburg 1972.
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