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Gerhild KrebsHütte und Siedlung GoffontaineAm Stahlhammer 38, 40, 47 und 49, sowie Hirschbergstraße 1a–c, Schafbrücke/SaarbrückenDie Hütte Goffontaine, damals „Stahlhammer Goffontaine“ genannt, die im heutigen Saarbrücker Stadtteil Schafbrücke lag, wurde 1752 gegründet und war benannt nach dem Herkunftsort ihres Besitzers, dem Kaufmann und zeitweiligen Bürgermeister von Saarlouis Pierre Joseph Gouvy. Er stammte aus der gleichnamigen wallonischen Unternehmerfamilie. Die Société Gouvy war in den Jahren zwischen dem Ende der Nassau-Saarbrücker Fürstenzeit 1793 und dem Fall Napoleons 1815 eines der profitabelsten Unternehmen an der Saar. Gouvy belieferte die französische Armee, wie alle Saarstahlproduzenten zu dieser Zeit. Das Werk Goffontaine, um das herum sich das Wohnhaus der Gouvys und einige Reihenhäuser für Arbeiter gruppierten, war technisch auf dem damals neuesten Stand und produzierte 1801 rund 90 t Stahl. Neben der Eigengründung Goffontaine kauften die Gouvys den Scheidter Hammer und das bereits seit 1754 von ihnen gepachtete Stahlwerk Jägersfreude. 1808 assoziierte sich die Société Gouvy mit dem Saarbrücker Unternehmen Schmidtborn & Cie. Gouvy trat in Saarbrücken als Auftraggeber lokaler Künstler auf, und ein Mitglied der Familie Gouvy heiratete eine Tochter Heinrich Böckings. Die im Hüttenbereich tätige Familie Böcking stammte ursprünglich aus dem Hunsrück und war im Gefolge der Familie Stumm an die Saar gekommen. Gouvy besaß aber auch unter anderem ein Haus in der Rue Saint-Lazare in Paris. Nach dem Anschluß Saarbrückens an Preußen ertränkte sich Pierre Gouvy 1816 in einem Teich des Goffontainer Werkes. Von den Gebäuden des früheren „Stahlhammers“ ist heute nur noch das ehemalige Wohnhaus der Familie Gouvy erhalten, während das barocke Werksgebäude 1986 abgerissen wurde. Der Barockbau des Herrenhauses von ca. 1755 wurde 1833 in zwei Abschnitten erweitert. Die umliegenden zugehörigen Arbeiterwohnhäuser (Am Stahlhammer 47 und 49) entstanden vor 1833. Die Wohnhäuser in der nahen Hirschbergstraße (Nummer 1a–c) stammen ebenfalls aus dieser Zeit und gehörten möglicherweise auch zur Siedlung, wurden aber später stark verändert. Quellen und weiterführende LiteraturBurg, Peter, Saarbrücken im revolutionären Wandel (1789–1815), in: Wittenbrock, Rolf (Hg.), Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 1, Saarbrücken 1999, S. 455–518, hier besonders S. 484–490. Ders., Saarbrücken im Aufstieg zum Zentrum einer preußischen Industrieregion (1815–1860), in: ebda., S. 519–616, hier besonders S. 552, 596. Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 295.
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