Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
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Gerhild Krebs

Grube Luisenthal

Inspektionsgebäude, Waschkaue und Direktorenwohnhaus, Parkstraße, Luisenthal/Völklingen; Schachtanlage Delbrück, Fenner Straße, und Schachtanlage Klarenthal, nahe Warndtstraße, Gersweiler/Saarbrücken

Wie in den meisten Grubenstandorten des Saarreviers wurde auch im Bereich von Luisenthal schon früh nach Kohlen gegraben. Belegt sind mehrere Gruben seit dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Grube Luisenthal wurde 1897 als Tochtergrube von Grube Gerhard gegründet, wenig später bildete die Luisenthaler Anlage den Hauptschacht des eigenständigen Bergwerks Luisenthal und war Standort der preußischen Berginspektion II. 1899 wurde der Schacht Richard I abgeteuft. Er wurde später von der französischen Grubenverwaltung umbenannt in Davy-Schacht I, nach dem englischen Bergingenieur und Erfinder der gleichnamigen Sicherheitslampe, die die Bergleute besser gegen Schlagwetterexplosionen schützte. Von den historischen Tagesanlagen der Luisenthaler Hauptschachtanlage sind noch vorhanden: das Inspektionsgebäude, errichtet um 1900, die Waschkaue und spätere Werkstatt, etwa 1905 gebaut, das Doppelmundloch des Veltheimstollens (1837) und des Albertstollens. Das Direktorenwohnhaus (1910/1920), die sogenannte Villa Stutz, wurde nach ihrem ersten Bewohner, dem gleichnamigen preußischen Bergrat, benannt. Parallel zum Richardschacht wurde der Schacht I der Anlage Delbrück abgeteuft, 1907 der Schacht II, beide benannt nach dem preußischen Minister Rudolf von Delbrück, der einmal die Anlage besuchte. Die Delbrückschächte wurden von der französischen Grubenverwaltung in Beaunierschächte umbenannt, nach einem der Bergingenieure Napoleons, die 1807–1810 den ersten Bergatlas des Saarreviers erstellten. Von den Tagesanlagen dieser Schächte sind noch das Fördergerüst (1908, Firma Charron/Metz, verstärkt 1939, Firma Seibert/Saarbrücken) und das historisierende Fördermaschinenhaus mit einer Fördermaschine von 1949 erhalten. Die Maschinenzentrale enthält zwei Rateau-Lüfter von 1904 (Firma Schüchtermann & Kremer/Dortmund), die ältesten Grubenlüfter im Saarland, sowie zwei Turbokompressoren von 1937 bzw. 1939 (AEG). Die Nebenschachtanlage Klarenthal, von der noch das Fördermaschinenhaus (1910–1915) mit Fördermaschine (1914/1915, Dingler/Zweibrücken) sowie die Maschinenhalle (1910–1915, in den 1920er Jahren erweitert) erhalten sind, wurde 1910 als Wetterschacht der Grube Luisenthal abgeteuft. 1920 wurde sie von der französischen Grubenverwaltung in Calmeletschacht umgetauft, ebenfalls nach einem der Bergingenieure Napoleons. Traurige Berühmtheit erlangte die Grube Luisenthal, als sich dort am 7. Februar 1962 das schwerste Unglück der bisherigen deutschen Bergbaugeschichte ereignete: 299 Bergleute kamen bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben. Ein besonderes Denkmal mit einer großen Barbarastatue (Barbara als Schutzpatronin des Bergbaus) erinnert an dieses Ereignis. Das Unglück geschah zu einem Zeitpunkt, als man allgemein im Bergbau der Auffassung war, die Gefahren stark ausgasender Kohle technisch bewältigt zu haben. Nach 1965/1966 gehörte die Grube zunächst zum Verbundbergwerk Luisenthal-Camphausen, seit der Schließung von Camphausen ist sie Teil des Verbundbergwerks Warndt.

Quellen und weiterführende Literatur

Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 245–246, 292.

Stadtverband Saarbrücken (Hg.), Werkswohnungen des Preußischen Bergfiskus und der Mines Domaniales Françaises. Eine Dokumentation zum Werkswohnungsbau der preußischen und französischen Grubenverwaltung zwischen 1815 und 1935 im Stadtverband Saarbrücken, Saarbrücken 1985, S. 48–59.

 

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Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.