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Gerhild KrebsVerbundbergwerk WarndtGrube Geislautern und Grube Velsen, Völklingen; Grube Warndt, Karlsbrunn/GroßrosselnVorläufer in der Nähe: Grube GeislauternSeit der Frühen Neuzeit entwickelte sich im dicht bewaldeten Warndt der Ort Geislautern mit seinen Eisen- und Glashütten zum ersten Industriezentrum an der Saar. Daher richtete Napoleon hier die Berghochschule für die Region ein – zugleich die erste dieser Art in Frankreich. Der Schulstandort wurde von den Preußen 1816 nach Saarbrücken bzw. 1880 nach St. Johann verlegt. Die Geislauterner Grube muß vor ihrer Ersterwähnung 1751 schon eine Zeit lang in Betrieb gewesen sein. 1830 bzw. 1864 ging man durch Niederbringen zweier Schächte zum Tiefbau über. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich ein stetiger Förderrückgang ab, der 1908 zur Schließung führte. Um den Rückgang der Kohleförderung zu kompensieren, eröffnete man 1899 im nahen Rosseltal nördlich von Großrosseln eine neue Grube. Von der Grube Velsen zum Verbundbergwerk WarndtDie neue Anlage wurde durch Abteufen des Rosselschachtes begründet, im gleichen Jahr an das Eisenbahnnetz angeschlossen und 1907 nach dem preußischen Oberberghauptmann Gustav von Velsen, dem Vorsitzenden der Bergwerksdirektion Saarbrücken, benannt. Nach ihm wurde im gleichen Jahr auch der Rosselschacht in Gustav I umbenannt. Der Ostschacht (später Ludwigsschacht genannt), wurde 1902 angehauen. Zwischen 1913 und 1917 wurden die Tagesanlagen stark ausgebaut, um die Förderkapazitäten zu erhöhen. Dies geschah vor allem zur Deckung des erhöhten Kohlebedarfs im Ersten Weltkrieg. Wegen des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels wurden im Jahr 1917 erstmals Frauen im obertägigen Förderbereich beschäftigt, wie aus zeitgenössischen Fotografien hervorgeht. Unter den extrem verschärften Produktionsbedingungen der Kriegswirtschaft des Zweiten Weltkrieges wurde 1942 erstmals die Fördermarke von einer Million Tonnen überschritten. Nach dem Krieg setzte die Régie des Mines de la Sarre die Ausbaupolitik in Velsen fort: 1951 wurde der Westschacht abgeteuft. Der Schacht wurde 1962 in Schacht Ludweiler umbenannt. Die Grube Warndt oberhalb der Gemeinde Karlsbrunn entstand in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren infolge des sogenannten Saarvertrages (27. Oktober 1956), in dem die schwebende Saarfrage zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich entschieden worden war. Das damalige Vertragswerk, auch Luxemburger Vertrag genannt, enthielt wichtige politische Zugeständnisse der Bundesrepublik an Frankreich. Eines davon war die Zustimmung zur Verpachtung eines Teils der Warndtkohle an Frankreich. Der neue Grubenstandort bei Karlsbrunn war bedingt durch diese Neuregelung der Pachtverhältnisse im Warndtbergbau. Das kleine verbleibende Abbaufeld von Velsen wurde daher 1963 mit dem der neuen Grube in Karlsbrunn vereinigt und wird seither von Karlsbrunn aus abgebaut. Baugeschichte: Von der Grube Velsen zum Verbundbergwerk WarndtDie heute noch vorhandenen Gebäude der Tagesanlagen der Grube Velsen sind noch im ursprünglichen Zustand und geben die erste Ausbauphase deutlich wieder. Zu ihnen zählen das späthistoristische Zechenhaus (1908–1911) und mehrere zeitgenössische Nebenbauten: Verwaltungstrakt, Verlesesaal, Torhaus mit Markenkontrolle, Pferdestall, Waschkaue (in den 1920er Jahren erweitert) sowie die Lampenkaue (in jüngerer Zeit aufgestockt). Schacht Gustav II (zwischen 1913 und 1917 abgeteuft) ist bis heute als Wetter- und Seilfahrtschacht in Betrieb. Von seinen technischen Bauten stehen noch das Fördergerüst (1915, verstärkt 1936 durch Firma Dingler/Zweibrücken), und im zugehörigen Fördermaschinenhaus II ist die Dampffördermaschine der Firma Dingler immer noch in Betrieb, allerdings heute mit Druckluft statt mit Dampf betrieben. Das Zwillingstandem von 1916–1917 zählt zu den ältesten funktionstüchtigen Anlagen im Saarbergbau. Das Fördermaschinenhaus I ist mittlerweile als Heizzentrale umgenutzt. Die Gebäude bei Karlsbrunn befinden sich baulich im Zustand ihrer Entstehungszeit und bilden ein einheitliches Ensemble, das vom rund 70 m hohen Förderturm aus Stahlbeton beherrscht wird. Ab 1963 begann in Grube Warndt die Förderung. Das seit 1963 Verbundbergwerk Warndt genannte und auf fast 4000 Beschäftigte ausgelegte Bergwerk ist neben Ensdorf die letzte noch offene saarländische Grube. Quellen und weiterführende LiteraturOberhauser, Fred, Das Saarland, Kunst, Kultur und Geschichte im Dreiländereck zwischen Blies, Saar und Mosel, 2. Auflage, Köln 1999, S. 23. Schmitt, Armin, Denkmäler saarländischer Industriekultur. Wegweiser zur Industriestraße Saar-Lor-Lux, 2. Auflage, Saarbrücken 1995, S. 162–165. Staatliches Konservatoramt des Saarlandes (Hg.), Denkmalliste des Saarlandes, Saarbrücken 1996, erstellt vom Referat 2: Inventarisation und Bauforschung (Dr. Georg Skalecki), Stand: 1.8.1996, S. 245 und 293f. Stadtverband Saarbrücken (Hg.), Werkswohnungen des Preußischen Bergfiskus und der Mines Domaniales Françaises. Eine Dokumentation zum Werkswohnungsbau der preußischen und französischen Grubenverwaltung zwischen 1815 und 1935 im Stadtverband Saarbrücken, Saarbrücken 1985, S. 64–68.
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