Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung
   
    Druckversion (PDF)    
   

Roger Seimetz

Festung Luxemburg

Baugeschichte

Durch ihre geographische Lage, ihre Topographie und ihr geologisches Substrat erfüllte die Hauptstadt Luxemburg die günstigsten Bedingungen für eine moderne Festungsanlage (Garnisonsstadt mit Prestige-Objekt) und bot geschützte Unterkünfte für Streitkräfte, Kampf- und Lebensmittel. Festungsbaumeister: Spanier; Ecktürme auf Bastionen („spanische Türmchen“).

Baugestalt

Der Felsensockel, teilweise schräg ausgestellt, verleiht der aufragenden Bastionsarchitektur mächtigen, wehrhaften Charakter.

Bauliche Veränderung

Die ständige Ausdehnung und Verbesserung der Festungsanlagen, die Vergrößerung und die Vervollkommnung des Verteidigungssystems haben Luxemburg zu einer der berühmtesten und am schwersten einnehmbaren Festungen Westeuropas gemacht und ihm zu Recht den Namen „Gibraltar des Nordens“ eingebracht. In der französischen Zeit (1684–1697) wurde unter dem Hauptkommissar der Festungsanlagen und Festungsbaumeister Ludwigs XIV., Sébastien le Prestre de Vauban, die Feste Luxemburg besonders stark ausgebaut. Er verstärkt vor allem die schlecht abgesicherten Gebiete (Alzette- und Petruß-Tal isolieren die auf dem Felsen gelegene Festungsstadt natürlich im Süden und Osten, im Norden und Westen dagegen müssen Wälle und mit Bastionen verstärkte Vorsprünge die Festung zusätzlich absichern); von ihnen aus hatte er selbst die Stadt während der Belagerung von 1684 bombardiert (Westflanke). Vauban errichtete Kasernen auf dem Rham-Plateau, auf dem Heiligen-Geist-Plateau und in der Unterstadt Pfaffenthal. Der stilbildende Einfluß, in anderen Festen sichtbar, erstreckt sich nicht nur auf den architektonischen Festungsbereich, sondern auch auf die Übernahme des militärischen Sprachgebrauchs (über- und untergeordnete Anlagen, Bastionen und Mittelbastionen, Flanken und Kurtinen, Rondengänge und Glacis, Ravelins und Grabenscheren, Contregarden und Tenaillons, gedeckte Gänge und Banketts, Traversen und Schulterwehre, Lünetten und Kavaliere, Kronwerk und Escarpe, Flesche und Brücke, Enveloppen und mehrgeschossige Gänge und Räume – insgesamt 21 km Kasematten, Pulvermagazin, Vorratsräume, Batterien, Geschützbänke).

Nutzung und Umnutzung

In der Zeitspanne vom 16. bis zum 19. Jahrhundert hat die Stadt eine außergewöhnliche architektonisch-militärische Entwicklung erlebt. Im Anschluß an den Neutralitätsvertrag vom 11. Mai 1867 mußte Luxemburg seine Festung schleifen, was an den aufragenden Teilen restlos durchgeführt worden ist. Das Fort Thüngen („Drei Eicheln“) wurde umgenutzt als Festungsmuseum und Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (Baumeister Ieoh Ming Pei).

Noch zu besichtigende Festungsanlagen (besonders Kasematten und Bastionen) werden touristisch genutzt.

Historischer Zusammenhang

Die modernen Festungsanlagen machten die Hauptstadt Luxemburg zu einem strategischen und militärischen Trumpf, der von den ausländischen, Luxemburg erobernden und besetzenden Mächten begehrt war (im Laufe der Jahrhunderte: Spanien, Frankreich, Österreich, Preußen).

Das Stadtbild ist bis heute stark durch Vauban geprägt.

Quellen und weiterführende Literatur

Diederich, L., La forteresse de Luxembourg, Luxemburg: Service des Sites et Monuments nationaux o.J.

Koch, Wilfried, Baustilkunde, München 1991.

Koltz, Jean-Pierre, Baugeschichte der Stadt und Festung Luxemburg, 3 Bde., Luxembourg 1946/1951.

 

>> zurück zum Seitenanfang

   
   
   
Memotransfront - Stätten grenzüberschreitender Erinnerung Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles, Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.